Berufshoroskop Fische

Ein trübes Gewässer

Und wenn sie noch so wässerig durchscheinend wirken, Fische können doch nicht von Luft und Liebe leben, deshalb müssen sie sich irgendwo ihre Brötchen verdienen, um dann damit selbstaufopfernd die "Speisung der Fünftausend" nachzuspielen. Ein Fisch stellt sich an seinem Arbeitsplatz gerne als betrieblichen barmherzigen Samariter - Ersthelfer genannt - zur Verfügung, ist die gute Fee der Firma und sorgt sich ganz besonders teilnahmsvoll um das Seelenheil der gestressten Chefs. In der Mittagspause bieten Fische außerdem oft ehrenamtlich meditative Entspannungstänze an.

Schule

Findet Nemo

Der jeweils zuständige Lehrer sollte seine Schülerfische "bei Fuß" laufen lassen, damit die nicht ständig abhandenkommen. Kein Ausflug oder Wandertag, an dem nicht zeitweilig einer davon als vermisst gemeldet wird, aber auch in der Schule löst sich manches Fischlein in Luft auf. Es hat sich in der Turnhalle verlaufen, ist auf der Toilette eingeschlafen oder einfach mittendrin nach Hause gegangen, weil es ganz vergessen hat, was es hier eigentlich soll. Fische verträumen den Unterricht, sind meist nur körperlich anwesend bei trockenen Themen, aber im musischen Bereich voll da und ihre sagenhafte Fantasie reicht der gesamten Klasse.

Lieblingsfächer Ethik, Kunst, Musik, Religion, Märchen-AG

Ausbildung

Kein Stundenplan

"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur sehr selten dazu" trifft bei Fische-Azubis so gut, weil die mangels Eigeninitiative oft gedrängt werden, erst mal was Anständiges zu lernen. Sie kommen lieber bei einer unpassenden Lehrstelle nicht zurecht, als ihre Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen, und die Berufsfindung ist ein lange schwebendes Verfahren. Um ein bisschen Struktur ins junge Arbeitsleben zu kriegen, sollte sich der Fisch an festen Anfangszeiten, regelmäßigen Berufschultagen, dem Pausengong und der Fabriksirene orientieren können - gerade weil im planerischen Bereich die größten Mangelerscheinungen zu beheben sind.

Beruf

Zweiter Bildungsweg

Es gibt keine besseren Altenpfleger als Fische, denn wie ihre menschlichen Betreuungsaufgaben sind auch sie auf der Suche nach dem verlorenen Paradies mehr im Jenseits unterwegs, denn in der Gegenwart. Außerdem fühlen sie sich an unterbezahlten Stellen mit ihrem Opferwillen sowieso am richtigen Platz. Die Gemeindeschwester auf dem Dorf, die Fürsorgerin beim Jugendamt, der Sterbebegleiter im Hospiz und der Seelsorger im Flüchtlingslager, das sind alles bestimmt Fische mit angeborenem Helfersyndrom. Weil sie jeden Schmerz heilen wollen, mischen sie in ihrer Apotheke hilfreiche Drogen zusammen und für nicht medizinische Probleme sind sie hinter einer Bar für flüssige Seelentröstereien zuständig. Seine wahre Berufung entdeckt der Fisch selten beim ersten Anlauf, denn mit seiner unglaublich künstlerischen Begabung malt er märchenhafte Bilder, ist mit seinem Einfühlungsvermögen der geborene Schauspieler für Tragödien oder komponiert bezaubernde Melodien - leider oft brotlose Kunst. Deshalb braucht er zum Brötchenverdienen eine feste Anstellung, gerne Bademeister oder Matrose.

Jobs Apotheker, Krankenpfleger, Künstler, Matrose, Psychotherapeut, Seelsorger, Sozialpädagoge

Karriere

Im Grundwasser gestrandet

Wo Karrieregeilheit Ellenbogen fordert, wachsen bei Fischen zarte Flossen, sie sind als Emporkömmlinge einfach nicht gebaut. Ein Fisch braucht Vorgesetzte, die ihn als Rettungsleine im Alltagschaos nicht absaufen lassen, dafür lächelt er nur entsagungsvoll, wenn ihm wieder mal die Beförderungschancen-Felle davonschwimmen und er in Pfützen von Selbstmitleid baden kann. Sollte ein Fische-Exemplar doch nach oben kommen - in der schillernden Filmwelt durchaus möglich - dann steht er fassungslos vor dem Erfolg und weiß sich selbst nicht mehr zu helfen. Wenn ihn dann kein Netz auffängt, kommt als Höhenflug noch die Drogenkarriere.

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