Fernsehen Talkshows

"Die deutsche TV-Landschaft ist in der Spitze sagenhaft, in der Breite grottenschlecht", bemerkt sinngemäß der bekannte zeitgenössische Philosoph Richard David Precht in einem seiner Bücher. Tatsächlich findet man in Bezug auf Talkshows einige "Perlen" im alltäglichen Fernsehwahn. Doch was ist mit dem Rest?

Talkshows

Historie

"God bless America!"

Wie sollte es auch anders sein - die Talkshow wurde in den USA erfunden. Eine lange Tradition hat die sogenannte Late-Night-Show. Schon lange vor Letterman und Co. gab es entsprechende Vorläufer. Neu an diesen Sendungen war, dass sie einen gewissen Comedy-Faktor beinhalteten. Die erste Sendung, die in Deutschland mit dem Begriff "Talkshow" etikettiert wurde, war die WDR-Produktion "Je später der Abend" (1973). Sie wurde von Dietmar Schönherr moderiert, und er ging in die TV-Geschichte ein.
Heute blüht die Talkshow-Landschaft regelrecht auf.

Daily Talk, Personality-Shows, Polit-Talk

Verschiedene Shows, verschiedene Inhalte

Medienwissenschaftler unterscheiden drei verschiedene Talkshow-Typen. Am meistens konsumiert werden (leider) die sogenannten "Bekenntnis-Shows" (Daily Talk). Wir kennen sie alle. Dann gibt es noch die Sendungen mit politisch relevanten Fragestellungen (Polit-Talk), die vor allem von Rezipienten (= Zuschauern) konsumiert werden, die bildungsrelevante Interessen hegen. In den Personality-Shows treten vor allem VIPs in den Vordergrund. Es wird weniger diskutiert als vielmehr reflektiert. Das Thema ergibt sich quasi von selbst, es handelt sich dabei in der Regel um die jeweilige "Persönlichkeit".

Daily Talk

Sex and crime

Wer mittags durch die Kanäle zappt - und so gut wie keine Ahnung von Talkshows hat -, der müsste eigentlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich fragen: "Was ist da los?" Da werden fragwürdige, weil höchst private Themen angesprochen. Doch nicht in einer professionellen Weise. Nein, es geht um Skandale, hintergründige Machenschaften in allen zwischenmenschlichen Bereichen. Vor allem die Titel der Sendungen müssten uns zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken animieren: "Wer ist mein Vater?" - "Ich bin schwanger - aber von wem?" - "Ich bin sexsüchtig!"
Klar, hier geht es offensichtlich darum, mit aller Macht die Einschaltquoten nach oben zu treiben. Ebenso klar: Der Einfluss auf Kinder und Jugendliche ist höchst bedenklich. Die Heranwachsenden kommen nämlich eventuell zu der Auffassung, dass "das da" die Realität sei.

Langzeitwirkungen von Daily-Talkshows

Abstumpfung und Co.

Tja, die Macher von Daily-Talkshows sind einfallsreich. Ständig werden neue Themen gesucht und gefunden. Doch tatsächlich sind die Angelegenheiten, von denen man sich erhofft, damit möglichst viele Zuschauer vor den Schirm zu bekommen, so ziemlich "abgegrast".
Trotzdem stumpften in den letzten Jahren Millionen Menschen vor dem Fernseher kontinuierlich ab. Als die Talkshows auf breiter Front in Deutschland eingeführt wurden, lockten sie Millionen vor die Schirme. Heute sind es deutlich weniger.

Warum man Daily-Talkshows konsumiert

"Denen da geht es ja noch schlechter als mir selbst!"

Natürlich sind es vor allem die Themen, für die die Zuschauer Interesse aufbringen. Meistens geht es um Sex, Gewalt, Intrige, Mobbing... Die Liste an möglichen "Konfliktthemen" ist endlos.
Auf der anderen Seite stellt man als kritischer Mediennutzer (mit psychologischem Einschlag) schnell fest: Viele schauen Daily-Talkshows, um sich besser zu fühlen. Hier wird insbesondere mit den Themen "Schadenfreude" und "Gehässigkeit" gespielt. Denn meistens eignen sich die Protagonisten der Talkshows, um seinem Frust freien Lauf zu lassen. Und ferner ergibt sich wie von selbst die (entlastende) Erkenntnis: "Denen da geht es ja noch schlechter..."

Grundlagen der Medienerziehung

"Das ist alles inszeniert!"

Kinder und Jugendliche müssen über die Produktion und "Aufmachung" einer Daily-Talkshow informiert werden. Sie müssen schon wissen, dass das Ganze ein inszeniertes Theater ist. Wobei man anmerken muss: Die "Schauspieler" wissen in der Regel gar nicht, dass sie aus dramaturgischen Gründen bestimmte Rollen spielen. Und dass es in solchen Shows auch mal "aus dem Ruder läuft" - das ist durchaus geplant.
Heranwachsende sollten irgendwann Medienkompetenz entwickeln und das, was ihnen im TV vorgesetzt wird, richtig einschätzen können.

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