Magersucht

Die Magersucht (Fachbegriff: "Anorexia nervosa") ist mit Abstand die bekannteste Essstörung. Sie wird meistens als "psychosomatisch" eingeordnet, das heißt, die Krankheit ist seelisch bedingt. Meistens tritt sie bei Mädchen im Pubertätsalter auf. Was sind die Folgen? Was die Ursachen? Welche Auswege gibt es?

Magersucht

Mögliche Ursachen

Der Sündenbockmechanismus in der Familie

Die Familienforschung hat viele Erkenntnisse über den Zusammenhang von Kommunikation innerhalb der Familie und der Krankheit Magersucht zutage gefördert. Es gibt oft bestimmte familiäre Strukturen, die die Ausprägung des "Symptoms" Magersucht bei einem bestimmten Mitglied begünstigen können. Meistens herrscht eine starke Einschränkung der Individualität vor, ebenso wird gefordert, dass man sich "immer unter Kontrolle haben muss". Da dies bekanntlich realitätsfremd ist und dem Wesen des Menschen nicht entspricht, entstehen Konflikte. Der Magersüchtige "in spe" stellt fest, dass er durch die typischen Symptome (Nahrungsverweigerung, Erbrechen...) das Familiensystem "schocken" kann. Der Betreffende erhält Zuwendung und Aufmerksamkeit. Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Verzerrte Wahrnehmung

"Ich bin zu fett!"

Ganz typisch sind bestimmte Wahrnehmungsverzerrungen, die sich auf das Erscheinungsbild des Körpers beziehen. Stets ist man davon überzeugt: "Ich bin zu dick!" Der Tagesablauf ist gewöhnlich stark strukturiert. Alles dreht sich nur noch um die Mahlzeiten, die richtige Zusammensetzung und "Dosis". Die niedrige Dosierung des Essens fällt Außenstehenden schnell auf.
Leider kann man Magersüchtige nicht durch Argumentieren von ihrem eingeschlagenen Weg abbringen. Ihr Denken ist eingeschränkt beziehungsweise durch die Motivation "Abnehmen" verfälscht.

Folgen

Wenn der Körper langsam zerfällt

Natürlich bleibt eine derartige Unterernährung, die gekoppelt ist mit selbst herbeigeführtem Erbrechen nicht ohne Folgen für den Körper. Alleine schon die Vitamin-Unterversorgung bringt viele Nachteile mit sich.
Es kann zur Schädigung der Nieren kommen, da der Elektrolyt-Haushalt beeinträchtigt wird. Weitere mögliche Auswirkungen sind: Knochenaufweichung (Osteoporose), Entzündung der Speiseröhre, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, Durchblutungsstörungen, Verstopfung, Blasenschwäche.

Therapie der Magersucht

Verständnis, Aufklärung und Konfrontation

Es gibt verschiedene Heilungs-Ansätze. Natürlich muss meistens die ganze Familie miteinbezogen werden, will man die Magersucht therapieren. Das heißt, der Familientherapeut bemüht sich darum, unterschwellige Konflikte zwischen den einzelnen Mitgliedern aufzudecken und auszubalancieren. Glückt dieses Unternehmen, kann es schon zur Reduktion der Symptome kommen. Sogenannte kognitive Therapeuten bearbeiten mit der Betroffenen ihre Denk- und Wahrnehmungsfehler. Psychoanalytiker fokussieren mit der Klientin unbewusste Konflikte, die mit der Krankheit zusammenhängen.

Was kann man tun?

Selbsttherapie wirkt wenig

Die Betroffenen haben ihr eigenes Kopfkino. Das heißt, ihnen kommt ihr Verhalten völlig normal vor. Doch das muss es nicht immer sein. Beobachten Sie daher Ihre Essgewohnheiten und vergleichen Sie sie mit denen Ihrer Mitmenschen. Studieren Sie auch die sogenannte Body-Mass-Tabelle. Anhand dieser Tabelle können Sie ablesen, ob Ihr Gewicht im Normalbereich liegt.
Auf der anderen Seite können Sie auch darüber nachdenken, ob Sie mit Ihren Essgewohnheiten nicht ein bestimmtes Ziel in der Familie verfolgen. Vielleicht sind es einfach Grundbedürfnisse, die befriedigt werden wollen.
Egal, wie die Dinge bei Ihnen liegen: Ziehen Sie auf jeden Fall einen Experten zurate!

Umgang mit betroffenen Mädchen/Frauen

"Warum tust du dir das an!?"

Der Umgang mit Magersüchtigen ist sehr anstrengend, und schnell kommt man an seine Grenzen. In erster Linie lohnt es, den Anderen zunächst zu beobachten. Zeigt er (oder sie) über einen längeren Zeitraum die oben erwähnten Symptome, so muss in jedem Fall ein Gespräch geführt werden.
Ist man zu dem Eindruck gekommen, dass eine Essstörung vorliegt, kann es nützlich sein, der Betreffenden klarzumachen: "Es gibt hier ein Problem! Und das muss gelöst werden!" Unter Umständen muss man konfrontativ vorgehen, das heißt, einen Termin mit einem Arzt vereinbaren und die betroffene Angehörige "mitschleppen".

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