Fernbeziehung

Fernbeziehungen haben verschiedene Eigenarten, die die Partner am eigenen Leib erleben. Es ergeben sich etwa viele Konflikte, die "normale" Partnerschaften nicht betreffen. Auf der anderen Seite können die Partner aber auch von einigen Vorteilen profitieren.

Fernbeziehung

Neue Medien, Globalisierung und das Phänomen Fernbeziehung

"Wir haben uns beim Chatten kennengelernt"

Es gibt verschiedene Gründe, aus denen es zu einer Fernbeziehung kommt. Zwei davon werden im Folgenden skizziert. 1. Viele Singles "stolpern" geradezu in eine Fernbeziehung, wenn sie sich im Internetchat in jemanden verknallen. Man versteht sich, tauscht Bilder aus, trifft sich und findet sich sympathisch. Dumm nur, dass die Wohnorte 200 Kilometer voneinander entfernt liegen. 2. Andererseits kann das Fernbeziehungsschicksal auch bereits bestehende Partnerschaften ereilen. Vielleicht wird einer der beiden versetzt oder bekommt den Traumjob am anderen Ende der Republik angeboten. Egal, wie die Dinge liegen - das "Spiel" Fernbeziehung beginnt.

Vorteil 1: Die Leidenschaft am Wochenende

"Augenblick, verweile doch!"

Bekanntlich bewirkt zu viel Nähe in der Liebe, dass die Leidenschaft stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Unser Gehirn schüttet umso weniger Glückshormone (für die Emotion Leidenschaft zuständig) aus, je mehr die Partner aufeinander kleben.
Im Falle einer Fernbeziehung liegen die Dinge gezwungenermaßen anders. Hier müssen sich die Partner sozusagen mit einem "eingebauten Abstandhalter" abfinden. Natürlich passt das nicht jedem, aber eines ist gewiss: Die Leidenschaft baut sich durch die Trennung neu auf, die Vorfreude aufs Wochenende wächst gleichzeitig.
Man kann also sagen, dass Fernbeziehungen der Leidenschaft guttun. Das kann nicht jedes "normale" Paar von sich behaupten.

Vorteil 2: Die "Freiheit" unter der Woche

"Ach Gott, was mach ich denn heute noch?"

Viele Menschen in Partnerschaften sehnen manchmal die Zeit zurück, in der sie noch Single waren. Damit meinen sie meistens: als sie noch "frei" waren. Tatsächlich haben Singles mehr Freiheiten. Man kann den Alltag in der Regel so gestalten, wie man will. In einer Partnerschaft muss man Rücksicht auf den Anderen nehmen.
Nicht so in einer Fernbeziehung. Die "freien" Tage (ohne Partner) können im Stile eines "wahren Singles" angegangen werden (aber ohne fremdzugehen!). Das ist ein wahrer Vorteil einer Fernbeziehung.

Nachteil 1: Kann man am Wochenende immer gut drauf sein?

Wenn manche Dinge unausgesprochen bleiben

Nun zu den Schattenseiten. Eine heißt Zwang. Denn ohne Zweifel besteht auf beiden Seiten meistens eine unausgesprochene Vereinbarung: Man sollte in der Zeit, in der man sich sieht (meistens am Wochenende), gut drauf sein, lustig und engagiert. Mit der Beziehung würde es wohl eher schnell vorbei sein, wenn einer der beiden regelmäßig depressiv oder ein Choleriker wäre. Denn in einer Fernbeziehung muss das Positive in der Regel überwiegen.
Man sollte sich also Folgendes überlegen: Wie steht es mit der Paar-Kommunikation? Kommt wirklich alles Wichtige am Wochenende zur Sprache, was unter der Woche passiert ist? Was verschweigt man?

Nachteil 2: Gelegenheit macht Liebe?

"Na, Frau Maier, was machen Sie so in Ihrer Freizeit?"

Die Trennung unter der Woche hat ebenfalls nicht nur positive Auswirkungen. In Fernbeziehungen wird gerade wegen des räumlichen Abstandes der Eifersucht Tür und Tor geöffnet. Angenommen, die Liebste ruft ihn auf der Arbeit an, um ihn zu überraschen. Er nimmt geistesabwesend ab und sagt noch zu seiner Arbeitskollegin (für sie hörbar): "Ja, Sie sind wirklich eine sehr Nette!" Man kann sich vorstellen, welche Auswirkungen so ein Spruch auf die Partnerin haben kann. Schlagartig kann es mit der guten Stimmung vorbei sein. Die Zweifel an der Treue des Partners können durch solche Zufälle enorm zunehmen. Und dann ist auch das nächste Wochenende eventuell vorauseilend versaut. Daher ist Paar-Kommunikation in Fernbeziehungen besonders wichtig.

Ein Fazit

Zwischen Freud und Leid

Tja, in einer Fernbeziehung geht die Alltagsproblematik, die "normale Paare" erleben, mehr oder weniger verloren. Es bleibt auch die Frage, ob sich Partner, die sich im Internet kennenlernen und auf eine Fernbeziehung einlassen, überhaupt authentisch erleben. Immerhin sieht man sich nur am Wochenende - und dann zeigt man sich von seiner besten Seite. Zieht solch ein Paar letztlich zusammen, weil beide meinen, sie würden sich in- und auswendig kennen, kann es sein, dass beide voneinander enttäuscht werden. In einer "normalen" Partnerschaft kommen auch Charaktereigenschaften zum Vorschein, die in einer Fernbeziehung vielleicht zurückgehalten werden.

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