Schüchternheit

Jemanden, den man nicht kennt, "einfach so" mal ansprechen? Das ist für extrem schüchterne Menschen ein Unding. Leider kommen dadurch aber so gut wie nie anregende Begegnungen im Alltag zustande. Wo kommt die übertriebene Angst vor einem Korb her? Wie kann man sie überwinden?

Schüchternheit

Der Kobold im Kopf

"Ich trau mich nicht!"

Sozialphobiker offenbaren viele Wahrnehmungsfehler. Sie sind etwa davon überzeugt, dass sie "nicht attraktiv" und "totale Versager" seien. Außerdem, so die Meinung, könnten sie "nicht flirten".
Kommen Betreffende dann doch mal aus den eigenen vier Wänden raus, wirken sie nach außen hin wohl oder übel etwas unbedarft, eben unsicher und schüchtern. Sie reden leise, tragen eher unauffällige Kleidung. Man findet sie eher abseits des Geschehens.
Aus der Ferne werden schon andere Singles begutachtet; aber niemals wird ein verbaler Kontakt inszeniert. Man traut sich eben nicht.

Soziale Phobie

Die Angst vor der negativen Bewertung der Mitmenschen

Der Meinung der anderen wird viel zu viel Bedeutung beigemessen. Interessant ist auch das Bestreben, Gespräche im Geiste zu konstruieren, die noch gar nicht stattgefunden haben. So mancher stellt sich vorauseilend vor, wie er sich den einen oder anderen "Korb" einfängt. Sodann kommt er zu dem Schluss: "Besser, ich spreche ihn/sie gar nicht erst an!" Auf diese Weise befördert man sich selbst ins Abseits.
Kommt es doch einmal zu einem Flirt, wirken Sozialphobiker gehemmt. Grund: Während der Unterhaltung kreist ihr Denken vor allem darum, wie sie "rüberkommen", verbal und nonverbal. Sie sehen sich selbst und den Gesprächspartner quasi von außen, aus der Perspektive eines Dritten. Man wirkt alleine schon deshalb geistesabwesend - und der andere kommt leicht zu dem Eindruck, dass der Sozialphobiker kein Interesse an der Unterhaltung hat.

Ursachen

"Du kannst gar nix!"

Oft haben die Ursachen der sozialen Phobie einen biografischen Hintergrund. Eine überbehütende Erziehung kann die übertriebene Furcht vor Ablehnung begünstigen wie auch eine überstrenge. Einige Worte zu letzterem Erziehungsstil.
Die von Anpassung und Angst geprägte Vergangenheit "schiebt" sich dummerweise in verheißungsvollen Situationen immer wieder ins Hier und Jetzt. Das heißt, man empfindet bei einem Flirtversuch möglicherweise wieder dieselbe Angst vor Ablehnung wie damals, als man etwa den Eltern eine Fünf in Mathe beichten musste. Das wurde alles im Gehirn abgespeichert.
Erinnert der Flirtpartner in spe auch noch äußerlich dem andersgeschlechtlichen Elternteil, kann das die Furcht vor Ablehnung zusätzlich noch anfeuern. Dummerweise laufen die genannten psychischen Prozesse unterschwellig ab, weil die Angst vor Zurückweisung in einer Zeit entstand, in der das Gehirn noch in der Aufbauphase war.

Selbsthilfe bei Sozialer Phobie

Die Angst überwinden

Das Gehirn muss umprogrammiert werden, sonst bleibt man in seinem Teufelskreis gefangen, das heißt, jede neue Begegnung läuft fortwährend nach dem alten destruktiven Muster ab. Wie das geht, fragen Sie sich? Eine Methode heißt: Konfrontation. Genauer gesagt, man muss sich seiner Angst stellen, am besten schrittweise. Dadurch wird das Gehirn "neu verdrahtet". Der Betreffende lernt, dass er tatsächlich "flirten kann", kein "totaler Versager" ist und außerdem seine "attraktiven Seiten" hat.
Sozialphobiker müssten also langsam, aber sicher ein soziales Netz aufbauen, öfter mit Menschen kommunizieren, den Smalltalk üben.

Konfrontative Methoden

Sich selbst überrumpeln

Das "Kopfkino" lässt sich relativ schnell abschalten. Sie müssen sich nur schnell selbst überrumpeln. Wenn Sie das nächste Mal am Tresen stehen und Ihnen gefällt jemand, dann gehen Sie mal schnell rüber und sprechen Sie ihn/sie an. Dann hat Ihre innere Stimme gar keine Zeit mehr, um die üblichen Ängste auszusprechen.
Mit der Zeit werden Sie merken: Es ist unmöglich, immer einen Korb zu bekommen. Das besagt schon das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Das heißt, selbst die negativste Serie hat einmal ein Ende.

Selbstwert steigern

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Ein guter Tipp in diesem Zusammenhang lautet: Tunen Sie Ihr Selbstwertgefühl. Denn je mehr Wert Sie aus sich selbst beziehen, desto geschützter sind Sie gegen negative Kritik, die natürlich bei Flirtversuchen nie ausbleiben wird. Ein Korb ist nicht schlimm, selbst die größten Frauenverführer und Vamps bekommen sie. Kein Problem.
Um Selbstwert aufzubauen bietet es sich an, lapidar gesagt, etwas zu erschaffen. Betätigen Sie sich künstlerisch, schreiben Sie ein Buch, lernen Sie ein Instrument, bieten Sie einen Kurs in der Volkshochschule an, bauen Sie neue Möbel auf - das alles haben Sie gemacht, nur Sie alleine.
Je mehr Sie erschaffen, desto besser fühlen Sie sich - und das strahlt dann nach außen. Denken Sie daran: Wer sich für vieles interessiert, der ist auch interessant!

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