Die Familie ist der Ort des größten menschlichen Glücks - aber potenziell auch der des größten Leids. Die einzelnen Familienmitglieder beeinflussen sich jeden Tag gegenseitig, in jeder Familie herrschen bestimmte Kommunikationsregeln. Es gibt ein paar Methoden, um das "System Familie" zu einem glücklichen Ort zu machen.
Familie als System
Um die Zusammenhänge und Wechselwirkungen, die in jeder Familie vorherrschen,
schrittweise zu verstehen, muss man sich nur ein Mobile vorstellen. Man sieht
dann schnell: Alles ist miteinander verbunden. Zieht man an der einen Stelle,
hat das Auswirkungen auf das Ganze. So ist das auch in Hinsicht auf Familienmitglieder.
Der Eine steht immer zum Anderen, ein Dritter, ganz unten, hängt vielleicht
am "seidenen Faden".
Das System ist immer in Bewegung. Der Sohnemann bringt eine schlechte Mathe-Arbeit
nach Hause, die Mutter ist aufgebracht, der Vater hält zum Sohn, die Eltern
zanken sich vielleicht... Natürlich entstehen durch Bewegung genauso positive
Ereignisse. Hieraus ergibt sich schon mal eine Anregung: Machen Sie sich öfter
mal glücklich - das färbt auf alle Familienmitglieder ab.
Familie als "Sanatorium"
Der bekannte Familientherapeut Horst-Eberhart Richter unterscheidet drei verschiedene "Familientypen", die eher negative Auswirkungen auf die einzelnen Mitglieder haben. Einer dieser Typen wird als "Sanatorium" bezeichnet. In einer solchen Familie geht es tatsächlich zu wie auf einer Krankenstation. Meistens ist ein Mitglied sehr krank. Alle anderen nehmen Rücksicht. Die Verhältnisse verhärten sich. Durch die permanent anhaltende (psychische) Krankheit werden die Anderen in die Helferposition manövriert, die "Helfer" wiederum zwängen den "Hilflosen" in eine passive Haltung.
Familie als Festung
In anderen Familien herrschen starke paranoide Züge. Man igelt sich in den
eigenen vier Wänden ein und schottet sich gegen "die Welt da draußen"
ab. Die Familie wird als Schonraum angesehen. Das hat nicht nur positive Auswirkungen,
da die sozialen Kontakte verkümmern. Da nun aber der Mensch ein soziales
Wesen ist, verkümmert wohl oder übel auch seine physische Konstitution.
Wer in einer solchen Konstellation heranwächst, entwickelt schnell eine ähnliche
Auffassung wie die Bezugsperson(en). Es ist sehr schwierig, eine gegenteilige
Einstellung zu entwickeln, da Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Menschen
und Verhaltensweisen fehlen.
Familie als "Theater"
Beim dritten Typus ist immer "was los". Das fängt schon beim
Frühstück an. Kommunikation wird in solchen Familien nicht nur groß,
sondern ganz groß geschrieben. Da immer "etwas passiert", herrscht
high life vor.
Dieses eher oberflächliche Erleben kann zulasten der Tiefgründigkeit
gehen. Das heißt, die Beziehungen der Familienmitglieder zueinander gestatten
keine tiefe Bindung.
Das schwarze Schaf
Ein interessantes Phänomen in vielen Familien ist der sogenannte Sündenbock.
Das heißt, ein Familienmitglied scheint völlig aus dem Rahmen zu fallen.
Er passt sich nicht den Gepflogenheiten an, macht nur Ärger, versagt in der
Schule, trinkt zu früh Alkohol (und vor allem: zu viel). Infolgedessen "muss"
man sich immer viele Gedanken um den "verlorenen Sohn" oder die "verlorene
Tochter" machen. So wird auf Familienfeiern ausführlich über die
Verfehlungen des Nachwuchses gesprochen.
Nun entspricht bekanntlich der oberflächliche Schein nicht immer dem Sein.
Und das trifft auch nicht selten auf den Sündenbock-Mechanismus zu. Insgeheim
haben in manchen Fällen alle Familienmitglieder (außer dem Sündenbock)
etwas von dem Geschehen: Die Mutter hat vielleicht "endlich" ein nie
versiegendes Gesprächsthema; den Vater freut es vielleicht insgeheim, wenn
sein Sohn oder seine Tochter auf den Putz haut (er selbst "darf" vielleicht
nicht); und das "brave" Geschwisterkind freut sich - ebenso
insgeheim -, weil der Sündenbock alles abkriegt.
So gesehen kann ein einziges "familiäres Aggressionsventil" den
Familienfrieden aufrechterhalten; der Sündenbock lenkt von den eigentlichen
Problemen ab, die die anderen Familienmitglieder haben.
Das Familienleben positiv gestalten
Das Familienleben wieder aufpeppen - hierzu kommen verschiedene Methoden
infrage. Zunächst kann eine wöchentliche Familienkonferenz eingeführt
werden. Alle setzen sich an einen Tisch, und dann erhält jeder die Möglichkeit,
seine Bedürfnisse zu verbalisieren. Es können auch Probleme zwischen
den einzelnen Familienmitgliedern endlich einmal offen angesprochen werden. Wichtig:
Bei jeder Konferenz müssen Kompromisse geschlossen werden.
Wichtig ist es auch, die Kommunikationskultur in der Familie bei Bedarf zu verbessern.
Statt "Du-Botschaften" ("Du bist faul!") sollten "Ich-Botschaften"
("Ich möchte, dass du jetzt aufräumst!") formuliert werden.
Letztlich bieten sich auch familiäre Rituale an, um die Gemeinschaft zu stärken.
Einmal in der Woche einen Familienabend durchzuführen, ist ein Anfang. Sie
können etwa gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen oder einen Film zusammen
anschauen. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf!
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