Kurzkrimis

Der Sternzeichen-Mörder

In der kleinen Stadt geht ein Serienmörder um. Er mordet immer passend zum aktuellen Sternzeichen und ritzt es seinen Opfern in die Haut. Obwohl der Mond inzwischen in Monikas Sternzeichen Krebs gewandert ist, verlässt sie arglos mit dem netten Fremden die Diskothek. Wird sie sein viertes Opfer werden?

Der Sternzeichen-Mörder

In den Fängen des Bösen

Monika öffnet die Augen. Schmerzen quälen sie. Wo ist sie? Was ist mit ihr passiert? Sie will sich umschauen, aber sie ist gefesselt. Und nackt. Panik steigt in ihr hoch. Sie will schreien, aber kein Ton kommt aus ihrer Kehle.
Plötzlich taucht eine Gestalt über ihr auf. Sie kennt den Mann. War sie nicht gerade noch mit ihm zusammen in der "Lotus-Bar"? Sie hat diesem Mistkerl vertraut.
Verzweifelt rüttelt sie an ihren Fesseln. Das lässt den Mann völlig kalt. Er lässt seinen Blick über ihren Körper wandern. In seiner Hand ein Skalpell.
Monika versteht sofort. Schon seit Monaten ist dieser Mann das Gesprächsthema Nummer eins: Der Sternzeichen-Mörder. Er tötet immer passend zum Sternzeichen. Vor wenigen Tagen hat der Monat des Krebses begonnen, Monikas Sternzeichen. Beim dritten Bier hat sie die Gefahr vergessen und sämtliche Vorsicht fahren lassen.
Der Sternzeichen-Mörder hebt sein Skalpell und kündigt an: "Deinem schönen Körper werde ich das Symbol des Krebses auf den Bauch ritzen. Dabei bleiben die interessantesten Körperstellen verschont."

Die Polizei tappt im Dunkeln

Kommissar Wallner sitzt auf glühenden Kohlen. Eben ist die Meldung eingegangen, die er nicht mehr lesen wollte: Eine junge Frau wird vermisst. Sternzeichen Krebs.
Er schaut auf den Kalender, was sieht er? Erster Juli! Genau die Zeit des Krebses.
Mühsam versucht er sich einzureden, dass dieser Fall nichts mit dem Sternzeichen-Mörder zu tun hat. Aber eigentlich weiß er genau, dass dieser Wahnsinnige wieder zugeschlagen hat. Monika Geitzner ist von ihrem Discobesuch nicht nach Hause gekommen. Das Foto der jungen Frau liegt vor ihm. Ein ebenmäßiges Gesicht, eingerahmt mit blonden Locken und azurblauen Augen schaut ihm entgegen.
Mit Schrecken erinnert er sich daran, wie er die Frau gefunden hat, die im Sternzeichen des Widders getötet wurde: mit aufgeschnittener Kehle. Zu dem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass das eingeritzte Sternzeichen auf dem Rücken eine Warnung sein soll. Das nächste Opfer - im Zeichen des Stiers - mit genau diesem Zeichen auf der Schulter, hat Kommissar Wallner zwar stutzig gemacht. Aber da sein Revier nicht in Manhattan liegt, sondern in einer deutschen Kleinstadt, hat er jegliche Spekulation auf einen Serienmörder, der nach Sternzeichen mordet, von sich gewiesen. Doch das dritte Opfer, ein Zwilling, rüttelte ihn endlich wach.
Jetzt kann er für Monika Geitzner nur noch hoffen, dass seine Erkenntnis nicht zu spät gekommen ist. Hastig geht er alle Unterlagen durch, um einen Hinweis zu finden, wo der Täter sie versteckt halten könnte. Bisher hat er immer Orte ausgesucht, die im Leben seiner Opfer eine Rolle spielten.

Der Wahnsinn schreitet voran

Monika lässt ihre Augen kreisen, die einzige Bewegung, die sie machen kann. Verzweifelt versucht sie zu erkennen, wo sie ist. Die Zeichen auf der Tapete kommen ihr bekannt vor. Auch die Form des Fensters, das helles Tageslicht hereinlässt. Meine Güte, wie lange ist sie schon in der Gewalt dieses Irren? Sofort überfällt sie neue Panik. Sie fängt an zu zittern.
"Halt Ruhe!", hört sie die Stimme des Fremden. "Wie soll ich so einen deutlich erkennbaren Krebs in deinen Bauch ritzen?"
Der Schmerz, der darauf folgt, ist so grausam, dass er Monika die Besinnung verlieren lässt.

Die Zeugin

Kommissar Wallner liest die Akte des ersten Opfers. Es wurde in der Schrebergartenanlage gefunden, in der die Familie einen kleinen Garten angelegt hat. Das zweite Opfer hat der Täter in seiner eigenen Wohnung getötet. Und die Zwillingsfrau ist in ihrem Wochenendhaus getötet worden.
Nun gilt es für ihn herauszufinden, wo Monika Geitzner so einen Unterschlupf besitzt. Er schaut auf die Uhr. Seit 12 Stunden wird sie vermisst. Laut der Untersuchungsergebnisse der anderen Opfer hat sich der Täter immer viel Zeit mit ihnen gelassen. Also besteht noch Hoffnung.
Die Tür zu seinem Büro geht auf. Eine junge Frau tritt ein.
"Wer sind Sie?", fragt Kommissar Wallner unfreundlich.
"Ich bin Annika, Monikas beste Freundin", lautet die Antwort.
Sofort ändert der Kommissar seinen Tonfall und bietet Annika einen Platz an. "Was können Sie mir über den gestrigen Abend sagen?"
Annika beginnt zu erzählen: "Wir sprachen davon, dass wir jetzt im Sternzeichen Krebs sind und dass Monika Krebs ist." Annikas Stimme klingt weinerlich. "Aber Monika wollte nicht glauben, dass es auch sie mal erwischen könnte."
"Mit wem hat sie die Diskothek verlassen?"
"Ich weiß es nicht, weil ich früher nach Hause gegangen bin."
Kommissar Wallner stöhnt innerlich. Die einzige Hoffnung auf eine Täterbeschreibung ist dahin.
"Wissen Sie, wo Ihre Freundin sich aufhalten könnte, wenn sie mal nicht zu Hause sein will?" Er hofft, mit dieser Frage neue Informationen zu erhalten. Denn dass Monika von ihrem Peiniger zu Hause festgehalten wird, können sie ausschließen. Sie wohnt bei ihren Eltern.

Im Angesicht des Todes

Monika erwacht aus ihrer Ohnmacht. Sie spürt überall Schmerzen. Ihr ganzer Körper ist ein einziger heftiger, quälender Schmerz. Außerdem fühlt sie sich nass an. Sie ahnt, dass sie in ihrem eigenen Blut liegt.
"Schön ist es geworden", bewundert der Mann etwas an ihrem Körper. Monika kann nicht sehen, was es ist. Sie kann nur vermuten, dass es mit ihren Schmerzen zu tun hat.
"Und jetzt ist es Zeit, dass du dorthin gehst, wo du hingehörst."
Zu den Schmerzen gesellt sich eine große Hoffnungslosigkeit. Das ist das Ende. Das Messer kommt langsam auf sie zu. Sie kann alles genau sehen, jede Riefe, jede Furche. Sie spürt die scharfe Klinge an ihrem Hals. Sie verabschiedet sich von dieser Welt, hofft, dass es schnell geht - dass alles schnell vorbei ist.
Plötzlich hört sie ein lautes Poltern, das Peitschen eines Schusses, Schreie, laute Stimmen. Dann sieht sie ein anderes Gesicht direkt vor ihrem. Es ist ein freundliches Gesicht. Und die Stimme dazu sagt etwas Nettes: "Ich bin Kommissar Wallner! Sie sind in Sicherheit!"

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