Es ist Mai, der Monat der Verliebten. Die Blumen blühen in ihrer ganzen Pracht, die Temperaturen werden wärmer und die Herzen schlagen höher. Erik wählt die schönste Zeit im Jahr, um seine geliebte Charlotte zu heiraten. Doch kurz vor dem Jawort überfallen ihn Zweifel. Wer ist die Braut, die sich dem Altar nähert?
Begleitet vom Vogelgezwitscher unter freiem Himmel ertönten die rhythmischen
Klänge des Hochzeitsmarsches. Alles grünte und blühte um die
kleine Gesellschaft herum, die mit Spannung die Braut erwartete. Erik wurde
von Sekunde zu Sekunde nervöser. Da stand er vor dem Podest, den sie als
Altar aufgestellt hatten und fieberte der Frau entgegen, die er gerade mal wenige
Wochen kannte. Aber diese kurze Zeit hatte ihm völlig ausgereicht, um genau
zu wissen, dass er diese Frau wollte. Außerdem spielte ihm die Jahreszeit
in die Hände. Was gab es Schöneres, als eine Liebesheirat im Wonnemonat
Mai? Unter freiem Himmel, umgeben vom Duft der vielen Blüten. Der Himmel
strahlend blau, die Luft warm, ein Wetter, das haargenau zu seiner Stimmung
passte.
Heute würde er Charlotte heiraten - die hübsche, heißblütige
Charlotte, die ihm in den wenigen Wochen sämtliche Sünden, Laster
und Sinnesfreuden gezeigt hatte, so dass er es kaum noch aushalten konnte, sie
in seine Arme zu nehmen und als seine ihm angetraute Frau zu verführen.
Da kam sie.
Erik staunte. Sie sah in ihrem Brautkleid kräftiger aus. Das war das Letzte,
was er von ihr erwartet hätte. Charlotte legte besonderen Wert darauf,
schlank zu sein. Sollte sie nicht bemerkt haben, dass dieses Kleid unvorteilhaft
für sie war? Aber das störte Erik nicht. Er war verliebt. Für
ihn sah sie schön aus, egal was sie trug und wie sie es trug.
Ihr Gesicht war verhüllt durch weiße Schleier. Mit gemessenen Schritten
trat sie, passend zum Takt der Musik, auf den provisorischen Altar zu. Sie würdigte
ihn keines Blickes.
Bestimmt wieder ein Spiel, dachte Erik und spürte prompt, wie ihn Erregung
überkam. Das war natürlich der denkbar schlechteste Moment dafür.
Hastig dachte er an etwas total Unerotisches.
Für die Trauung wählte der Pfarrer salbungsvolle Worte. Nach dem Ja-Wort
überreichten sie sich die Ringe.
Wieder kam Erik ins Staunen. Dieser Wurstfinger soll zu seiner filigranen Charlotte
gehören? Hat sie sich für die Hochzeit extra ein paar Pfunde zugelegt?
Dann kam die Aufforderung, die Braut zu küssen.
Erik hob die vielen Schleier an und erlebte eine Überraschung. Das Gesicht,
das ihm entgegen starrte, hatte absolut nichts mit Charlotte zu tun. Was geschah
hier?
"Wer bist du?", fragte er erschrocken.
"Charlotte Lenz!"
"Das stimmt nicht."
"Oh doch, du kannst meine Papiere prüfen." Das runde Gesicht,
umrahmt von dunklen, lockigen Haaren, starrte ihn mit einer Selbstsicherheit
an, dass Erik nicht mehr weiter wusste.
Die Gäste wurden unruhig.
"Wo ist Charlotte?", rief Erik in seiner Verzweiflung laut aus.
"Sie steht vor dir."
Seine Freunde eilten herbei, um zu sehen, was passiert war. Niemand von ihnen
kannte Charlotte. Sie waren ratlos.
"Was hast du mit Charlotte gemacht?" Diese Frage richtete Erik an
die Frau im Brautkleid.
"Frag lieber, was diese Nutte mit dir gemacht hat."
"Rede nicht so über sie!"
"Was geht hier vor?", mischte sich der Kumpel ein.
"Das ist nicht die Frau, die ich heiraten wollte", erklärte
Erik und zeigte ihm ein Foto von der Frau, die er für Charlotte hielt.
"Und wo ist deine Charlotte jetzt?", fragte der Kumpel.
Jetzt richteten sich alle Blicke auf die Braut.
"Du bist jetzt mein Ehemann. Und die Charlotte, die du kennengelernt hast,
ist nicht das, was sie vorgibt."
"Rede keinen Unsinn!"
"Die Schlampe ist in Sicherheit, solange du tust, was ich will",
erklärte die geheimnisvolle Braut genauer.
"Du sollst nicht solche negativen Dinge über sie sagen!"
"Doch! Sie ist genau das: eine Professionelle." Die Braut lachte.
"Sie ist in meinem Auftrag in meine Rolle geschlüpft, hat dich verführt
und zur Ehe überredet. Oder hättest du auf eine wie mich jemals geachtet?"
Erik konnte nicht fassen, was er da hörte.
"Wir werden deine Charlotte finden", versprach der Kumpel.
Doch die Braut lachte nur und sagte zu Erik: "Du wirst jetzt die Ehe
mit mir vollziehen. Danach bringe ich dich zu deinem Flittchen. Sie war übrigens
ganz schön teuer."
Erik sah, wie seine Freunde den Festplatz verließen. Sie warfen ihm noch
einen Bick zu, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm helfen wollten.
Doch direkt vor ihm stand die geheimnisvolle Braut und stellte ihre Forderung:
"Wir werden jetzt in unser Hotelzimmer gehen und unsere Ehe vollziehen."
"Das werden wir nicht", widersprach Erik.
"Oh doch! Denn nur dann bekommst du dein Flittchen zurück."
Dann fasste sie ihn an der Hand und führte ihn ins Hotel. Das Zimmer war
so eingerichtet, dass man auf erotische Gedanken kommen musste. So auch die
geheimnisvolle Braut. Sie packte Erik und schleuderte ihn aufs Bett. Mit flinken
Händen zog sie ihm seinen Anzug aus. Erik verspürte zwiespältige
Gefühle zwischen Lust und Angst. Was geschah hier mit ihm? Von einer Frau
derart überfallen zu werden, hatte doch tatsächlich seinen Reiz. Erst
als er ganz nackt vor ihr lag, wollte er das Spiel beenden. Aber diese Rechnung
hatte er ohne die Braut gemacht. Sie griff nach seinen Handgelenken und fesselte
ihn ans Bett. Jetzt wurde es brenzlig. Er wollte schreien, kam aber zu dem Schluss,
dass er sich nur lächerlich machen würde. Wer wusste schon, dass die
Braut nicht die richtige war?
Sie begann, sich aus dem Brautkleid zu schälen.
Verzweifelt schloss Erik die Augen. Er wollte sie nicht ansehen - nicht
nach all den lustvollen Wochen mit Charlotte.
Doch die falsche Braut ersparte ihm die Peinlichkeit. Sie kniete sich über
ihn und verband ihm die Augen.
"Ich weiß doch, was du willst", gurrte sie in sein Ohr.
Sofort fühlte sich Erik wie elektrisiert. Die Spiele, die diese Braut mit
ihm trieb, ließen ihn schlagartig vergessen, mit wem er im Bett lag. Er
genoss jede Berührung, jedes Geräusch und jeden Duft bis er zum Höhepunkt
kam.
Danach band sie ihn wieder los, legte sich neben ihn und sagte: "Jetzt
sind wir Mann und Frau."
Erik schwieg. Seine Gefühle machten es ihm unmöglich, eine Entscheidung
zu treffen. Dieses Abenteuer war so prickelnd, dass ihm seine Charlotte tatsächlich
entfallen war.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Vor ihnen standen Eriks Kollegen.
Ihre Gesichter drückten Verständnislosigkeit aus.
"Was ist?", fragte Erik, der sich peinlich berührt fühlte.
"Wir haben die Frau gefunden, die sich als Charlotte ausgegeben hat."
"Ja und?"
"Sie ist wirklich eine Professionelle und beackert gerade den nächsten
Typ."
Erik wollte nicht glauben, was er da hörte.
"Und die Frau, die du geheiratet hast, heißt Charlotte Lenz."
Kurze Stille.
"Was sollen wir jetzt tun?", fragte der Kumpel.
Erik schaute auf die wahre Charlotte und antwortete: "Gar nichts! Alles
bleibt so, wie es ist."
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