Wally ist verliebt. Doch als sie sich mit ihrem Erwählten aus dem Chatroom treffen will, sitzt an ihrer Stelle schon eine andere Frau. Sie gibt sich als Wally aus und weiß alles über sie und den Chat: ihren Spitznamen, ihr Sternzeichen, sogar die Interessen sind identisch mit ihren eigenen. Wie soll Wally reagieren?
Jeder Schritt, mit dem sich Wally ihrem Rendezvous näherte, ließ
ihr Herz heftiger schlagen. Sie kannte diesen Mann nur aus dem Internet. In
einem Chatroom hatten sie sich kennengelernt, doch es hatte gleich gefunkt zwischen
ihnen.
Für so etwas hatte Wally ein feines Gespür - auch wenn der Kontakt
bisher nur im Cyberspace möglich gewesen war. Es lag an den gefühlvollen
Worten, die Andreas ihr geschrieben hatte. Aber nicht nur das. Auch an den Zwischentönen,
die Wally herausgelesen hatte. Sie wusste, Andreas war der Richtige für
sie. Er würde staunen, welchen Namen Wally in Wirklichkeit hatte. Im Chatroom
hatte sie den Nicknamen "Wal" benutzt, weil ihr Sternzeichen der
Fisch war und weil sie sich immer zu dick fühlte. Die Überraschung
wollte sie sich aufheben für den Moment, in dem sie sich gegenübersaßen.
Auch ihr Gesicht kannte Andreas noch nicht. Dabei hatte er großzügig
Fotos von sich selbst ins Internet gestellt. So ein schöner Mann konnte
sich das leisten. Wally hingegen war mit ihrem eigenen Äußeren schon
immer sehr unzufrieden. Deshalb wollte sie sich nicht im Netz zeigen. So etwas
könnte einen falschen Eindruck hinterlassen, und sie hätte dann keine
Chance, jemanden durch ihre inneren Werte von sich zu überzeugen. In einem
persönlichen Gespräch, bei Kerzenschein, wäre das bestimmt viel
einfacher.
Es war eine schöne Sommernacht. Wally hatte sich auf ein nächtliches
Bad im See eingerichtet. In ihrer Tasche warteten ein Handtuch und ein Bikini
auf ihren Einsatz. Damit würde sie Andreas überraschen, wenn alles
nach ihren Plänen verlief. Denn wer wusste schon, ob er überhaupt
schwimmen konnte.
Auf der Terrasse vor dem verabredeten Lokal standen Tische und Stühle.
Viele Gäste saßen dort und genossen den lauwarmen Sommerabend.
Wally näherte sich dem Treiben. Da sah sie ihn. Unverkennbar saß
dort Andreas. Schwarze Haare kräuselten sich auf seinem Kopf, seine Gesichtsfarbe
war gebräunt, sein Oberkörper muskulös - wie auf den Fotos.
Nein, in natura sah er sogar noch besser aus.
Doch was war das?
Das Lachen auf seinen vollen Lippen galt nicht ihr. Nein! Er saß nicht
allein am Tisch. Eine junge, hübsche Frau leistete ihm Gesellschaft. Das
musste eine Verwechslung sein. Wally war außer sich. Wer war diese Frau?
Sie schaute den beiden eine Weile zu. Sie wirkten nicht so, als käme ihr
Beisammensein ungelegen. Im Gegenteil unterhielten sie sich immer angeregter.
Ein Tisch direkt neben den beiden Turteltauben wurde frei. Sofort ließ
sich Wally dort nieder. Von diesem Platz aus konnte sie alles verstehen, worüber
die beiden sprachen.
Sie glaubte es nicht. Diese Frau gab sich doch tatsächlich als "Wal"
aus, sprach davon, dass ihr Sternzeichen Fische sei und dass sie liebend gern
schwimmen würde. Wie konnte so etwas passieren? Hatte diese Frau sich auf
ihrem Rechner eingeloggt und ihre privaten E-Mails und Chat-Gespräche gelesen?
Wally war außer sich. Aber was konnte sie tun? Diese Betrügerin sah
wunderschön aus. Sie war gertenschlank, während Wally einige Pfunde
zu viel mit sich herumtrug. Außerdem leuchteten ihre Haare hellblond,
während Wallys Haare dunkelrot waren. Wally fühlte sich tief verletzt.
Sie hatte sich so viel von diesem Abend versprochen. Und nun das.
Das laute Lachen der beiden schreckte sie auf. Diese Person lachte so schrill,
dass es in den Ohren schmerzte. Nun fragte sie doch tatsächlich, ob sie
in dem kleinen See baden gehen wollten. Andreas war begeistert. Die beiden bezahlten
ihre Rechnung und verließen das Lokal.
Wally beschloss, ihnen zu folgen. Sie würde nicht aufgeben. Andreas war
der Mann ihrer Träume. Und dafür würde sie kämpfen. Die
Gelegenheit war günstig.
Der See schimmerte im Mondlicht. Alles lag in tiefer Stille. Keine Menschenseele
war in der Nähe. Wally versteckte sich hinter einer Hecke, von der aus
sie die kleine Bucht gut überblicken konnte.
Andreas und die fremde Frau zogen sich aus. Der Anblick der beiden nackten Körper
tat Wally weh. Andreas war so schön. Und diese Frau hatte ihn ihr einfach
weggeschnappt.
Wally hatte Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Sie musste sich
jetzt konzentrieren, damit sie den richtigen Augenblick erwischte.
Die beiden schwammen ausgelassen, planschten, spielten wie zwei Kinder im Wasser.
Nach einer Weile schwamm Andreas ans Ufer zurück.
Die fremde Frau blieb allein im Wasser.
Das war der richtige Augenblick.
Wally zog sich aus, glitt lautlos ins Wasser, tauchte unter die Wasseroberfläche
und näherte sich der ahnungslosen Schwimmerin. Dann packte sie zu und zog
ihre Rivalin solange unter Wasser, bis das Strampeln aufhörte.
Vom Ufer her hörte Wally Andreas rufen. Unbemerkt - wie sie gekommen
war - tauchte sie an ihren Platz hinter der Hecke zurück.
Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, spazierte sie durch den Mondschein
an der Bucht entlang. Dort sah sie, wie Andreas Wiederbelebungsversuche unternahm.
"Ich habe alles gesehen", sagte Wally.
Andreas schaute sie erschrocken an. Er hatte sie nicht bemerkt.
"Was hast du gesehen?"
"Wie du die Frau unter Wasser gedrückt hast."
"Aber, das habe ich doch gar nicht getan", stammelte Andreas.
"Ob dir die Polizei wohl glauben wird?" Wally drehte sich um.
Schön spürte sie seine Hände an ihren Armen. Ein angenehmer Stromstoß
fuhr durch ihren Körper.
"Was muss ich tun, damit Sie nicht zur Polizei gehen?" Sein Blick
war flehentlich. Seine blauen Augen weit aufgerissen. Er war immer noch nackt.
Wally ließ ihren Blick an seinem Körper herunterwandern. Ein wohliger
Schauer erfasste sie. Nun hatte sie ihn da, wo sie ihn haben wollte: Andreas
und Wally wurden ein Paar.
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