Eine Einbruchserie schockiert die Stadt. Die Zeitungen berichten in aller Ausführlichkeit darüber, sodass viele Bewohner sich nicht mehr wagen, ihre Häuser zu verlassen. Aber das kann Einbrecher Karl nicht bremsen. Er weiß, wer wann verreist und kennt die lohnenden Objekte. Außerdem liebt er die Gefahr.
"Einbruchserie reißt nicht ab. Die Bewohner der Stadt wagen es
nicht mehr, in Urlaub zu fahren."
Karl überflog den Artikel, grummelte mürrisch und warf die Zeitung
in den Müll.
"Nichts als Panikmacher", schimpfte er, zog seine schwarze Arbeitskleidung
an und machte sich auf den Weg.
Die Nacht war klar und warm, Karls Lieblingswetter, weil diese Temperaturen
nur während der Urlaubszeit herrschten. Die Reichen machten sich gar keine
Mühe, zu verheimlichen, wann und wie lange sie wegfuhren. Im Gegenteil.
Sie setzten es sogar in die Zeitung. Das war für Karl immer ein gefundenes
Fressen.
Innerhalb weniger Minuten hatte er sein Ziel erreicht.
Groß und stolz präsentierte sich der Prachtbau. Dunkel setzte sich
die Silhouette vom Nachthimmel ab. Kein einziges Fenster erleuchtet. Karl grinste.
Wie entgegenkommend, dachte er. So musste er sich nicht geduckt im Haus bewegen,
sobald er drin war.
Er steuerte das große, mächtige Portal an. Der Schein der Straßenlaterne
warf ein schwaches Licht darauf, das gerade ausreichte, damit Karl das Schlüsselloch
erkennen und ohne unnötige Kratzspuren seinen Dietrich einsetzen konnte.
Ein Klacken, die Tür sprang auf.
Im Haus schimmerte alles im gedämpften Schein der Straßenlaternen.
Gelegentlich kam der Mond hinter den Wolken hervor und warf ein gespenstisch
fahles Licht in die Räume. Karl hatte keine Mühe, die Wertgegenstände
zu erkennen. Goldene und silberne Becher und Figuren prangten auf dem Wohnzimmertisch.
Im Schrank fand er wertvolles Besteck, das bequem in seinen Rucksack passte.
Abnehmer hatte er dafür genug. Er grinste. Heute würde er ein gutes
Geschäft machen.
Er staunte, als er zwischen Bilderrahmen und Fotoalben im Wohnzimmerschrank
eine Schmuckschatulle fand. Er öffnete sie. Halsketten, Armbänder
und Ohrringe in Gold und Silber und mit Diamanten besetzt.
Karl sah sich schon als reicher Mann.
Plötzlich tauchte ein Schatten vor ihm auf. Gleichzeitig schaltete sich
das Licht der Deckenlampe ein. Sein Blick fiel auf einen alten Mann mit Gehstock.
"Was tun Sie hier?"
Karl wollte schnell die Schmuckschatulle in seinen Rucksack schleudern, bevor
er die Flucht antrat, doch er traf nicht. Stattdessen landete das Kästchen
auf dem Boden, wo sich alles verteilte.
"Scheiße!", fluchte er. Er hatte keine Zeit, alles einzusammeln.
Rannte er eben ohne den Schmuck davon. Hinter sich hörte er, wie der Mann
die Verfolgung aufnehmen wollte, es jedoch nicht schaffte. In Sekundenschnelle
gelangte Karl nach draußen auf die Straße, wo er sich erleichtert
umschaute.
Der Alte tauchte in der Haustür auf und rief: "Haltet den Dieb!"
Erschrocken drehte Karl sich um, rannte wie von Furien gehetzt los, bis er in
der ersten Kurve mit einem nächtlichen Passanten zusammenstieß.
"Hey, Freundchen", hörte er eine ironische Stimme, die sofort
Unbehagen in ihm auslöste. "Du kommst mir gerade recht. Soeben ist
eine Durchsage durch das Radio gekommen, dass genau hier in der Straße
ein Einbrecher am Werk ist."
Karl wollte seinen Rucksack aufheben, doch der Fremde krallte sich daran fest
und sagte: "Erst will ich sehen, was da drin ist."
Karl konnte es nicht glauben. "Sie lassen meinen Rucksack los oder Sie
werden es noch bereuen."
"Das Einzige, was ich bereuen würde, wäre, den Einbrecher einfach
laufen zu lassen." Ein höhnisches Lachen begleitete diesen Satz.
"Für den Einbrecher ist inzwischen eine Belohnung ausgesetzt worden
- und zwar nicht zu knapp."
Karl versuchte, dem Fremden den Rucksack zu entziehen, doch der große
Mann war stärker. Schon hatte er Karls Beute in der Hand und versuchte,
den Reißverschluss zu öffnen.
In seiner Not griff Karl in seinen Stiefelschaft, zog sein Messer heraus und
schrie: "Loslassen!"
Aber der Mann lachte nur.
Das war zu viel. Karl schleuderte ihm wütend das Messer entgegen. Zu seiner
eigenen Überraschung traf er ihn genau in die linke Brust.
Mit einem Seufzer ging der Fremde zu Boden.
Entsetzt über seine Tat beugte sich Karl über den Mann, um zu sehen,
ob er noch lebte. Das grelle Licht, das plötzlich auf ihn fiel, zeigte
ihm deutlich, dass der Mann tot war. So schnell er konnte, schnappte Karl seinen
Rucksack. Ohne aufzuschauen, wollte er losrennen. Es interessierte ihn gar nicht,
wer in diesem ungünstigen Moment hier vorbeifuhr. Aber das brauchte er
auch nicht, denn schon hörte er das Aufheulen des Martinshorns.
Sein Fluchtversuch wurde vereitelt.
Mehrere Polizisten hatten sich bereits um ihn herum versammelt.
Für Karl gab es kein Entkommen.
Lange Zeit wartete Karl in dem kargen Vernehmungszimmer, bis endlich ein Polizeibeamter
eintrat.
Karl schaute auf und in das bekannte Gesicht von Kriminalkommissar Höller.
"Seltsam, seltsam, dass immer wieder dieselben Leute in meinem Büro
landen", grüßte der Kommissar in süffisantem Tonfall.
Karl schwieg.
"Mein lieber Karl", fuhr Kommissar Holler fort. "Was ist passiert?
Bagatelldelikte sind ja noch entschuldbar. Aber Mord?"
Karl wand sich unter dem strengen Bick des Kommissars und murmelte: "Heute
ist wohl nicht mein Tag."
"Stimmt! Heute ist ein Tag, an dem kleine Berufsverbrecher wie du besser
zuhause im Bett bleiben sollten."
"Warum?", fragte Karl erstaunt.
"Ganz einfach: Weil heute Freitag der Dreizehnte ist."
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