Kurzkrimis

Kriminelle Benzinpreise

Ein Spriträuber jagt allen Tankstellenbesitzern Angst ein. Er schlägt immer bei Nacht zu. Tina betreibt eine Tankstelle in großer Abgeschiedenheit, wo sie nicht auf schnelle Hilfe der Polizei hoffen kann. Ihre Freunde haben Angst um sie. Wann und wo wird der gefährliche Räuber wieder zuschlagen?

Kriminelle Benzinpreise

Der Plan ist gefasst...

Die Lichter der Tankstelle leuchten in der tiefschwarzen Nacht. Zwei Männer kauern hinter der Buchsbaumhecke, die die Zapfsäulen von der Straße trennt. Es ist schon die zweite Nacht, in der sie hier Wache halten. Seit der Spriträuber die Gegend verunsichert - ständig ohne zu bezahlen volltankt - sorgen sie sich um die Pächterin dieser Tankstelle. Die Lage ist günstig für einen Raub. Einsam und abgelegen. Bis die Polizei hier ankäme, wäre der Übeltäter schon längst über alle Berge. Lieber schreiten sie selbst zur Tat.
Die Zeit schleicht zäh dahin. Sie müssen gegen ihre Müdigkeit ankämpfen. In der Ferne hören sie die Fahrgeräusche der Autobahn. Gelegentlich stößt ein Nachtvogel seinen Ruf aus.
Bis plötzlich zwei Scheinwerfer in der Dunkelheit auftauchen.
"Da kommt jemand!"

Spriträuber verbreitet Angst und Schrecken

"Meldung des Tages: Der Spriträuber hat wieder zugeschlagen!"
Dirk und sein Kollege Mario saßen an der Theke des kleinen, gemütlichen Tankstellenshops und frühstückten. Dieser kleine Laden war zu ihrem zweiten Zuhause geworden, seit sie beide als Brummifahrer beschäftigt waren. Nach einer langen Strecke legten sie ihre Rast immer wieder bei der guten alten Tina und ihrer Tochter Tabea ein, die diese Tankstelle und den kleinen Kaffeeshop schon seit langer Zeit führten. An der einsamen Landstraße herrschte wenig Betrieb; die Atmosphäre war heimelig.
Als diese Meldung im Fernsehen ausgestrahlt wurde, vergaß Dirk weiter zu kauen und Mario spülte seine Reste hastig mit Kaffee hinunter. Tabea nahm die Fernbedienung und stellte den Ton lauter, um auch den Rest des Berichts hören zu können.
"Die horrenden Benzinpreise treiben den gefürchteten Spriträuber zu Höchstleistungen an. Nach nur wenigen Tagen hat er erneut eine Tankzeche geprellt." Bilder einer Tankstelle wurden ausgestrahlt.
"Das ist hier ganz in der Nähe", stellte Mario erschrocken fest. "Tina, wir dürfen dich nicht mehr allein lassen."
"Blödsinn", wehrte sich die Frau. "Der kommt nicht hierher. Wir sind so abgelegen, dass er uns gar nicht findet."

Der Countdown läuft...

Die Scheinwerfer kommen immer näher. Die beiden Männer verharren in ihrem Versteck. Plötzlich ist es dort taghell. Überrascht schauen sie auf und sehen, wie das Fahrzeug Tinas Tankstelle ansteuert. Sie können den Wagen als großen Geländewagen erkennen.
Im Neonlicht der Tankstelle sehen sie, dass das Nummernschild nicht zu erkennen ist.
Ihre Nerven sind bis zum Äußersten gespannt.
Die Tür öffnet sich. Es ist nur ein Mann in dem Wagen, der nun aussteigt. Er ist noch sehr jung. Seine blonden Haare leuchten in dem grellen Licht. Er geht um den Wagen herum, greift zum Zapfhahn und beginnt zu tanken.

Einzelheiten der Tat

Mario schob sein Geschirr zur Seite, während er weiter gebannt auf den Fernseher starrte: "Zeugen berichten von einem großen, schwarzen Geländewagen ohne Nummernschilder. Jedoch konnten alle den Fahrer eindeutig beschreiben. Wieder einmal war die Ähnlichkeit zu Justin Bieber sehr auffällig. Dabei ist nicht klar, ob diese Ähnlichkeit zufällig ist, oder ob der Täter eine Maske trägt. Die Polizei geht zweifelsfrei von einem Einzeltäter aus, weil die Vorgehensweise immer die gleiche ist. Er wählt einsam gelegene Tankstellen, die über keine Überwachungskameras verfügen."
"Wer ist Justin Bieber?", fragte Dirk.
"Ein Teeny-Idol", antwortete Tabea. Sie zog ihr Handy aus der Tasche, tippte etwas ein und hielt den beiden Brummifahrern das Display entgegen. Darauf war das Gesicht eines blonden, jungen Mannes zu sehen.
"Noch grün hinter den Ohren und schon kriminell", merkte Mario dazu an. "Lass den Kerl nur kommen! Dem werden wir die Hammelbeine langziehen."
"Du glaubst doch nicht, dass er wirklich hierher kommt?", fragte Tina erschrocken.
"Deine Tankstelle entspricht haargenau den Voraussetzungen, die so ein Räuber braucht: Keine Videoüberwachung und ganz abgelegen."
"Ihr macht mir Angst", gestand Tina.
"Keine Sorge. Wir lassen dich nicht im Stich!" Mario richtete seinen Blick auf seinen Freund, der zustimmend nickte.
"Ich will aber nicht, dass euch etwas passiert!"
"Blödsinn! So ein Hänfling kann uns doch nicht gefährlich werden."

...und Action!

Der blonde, junge Autofahrer steckt den Zapfhahn in die Tanksäule zurück, geht wieder um seinen großen Geländewagen herum und öffnet die Fahrertür.
Das ist der Moment, zuzuschlagen.
Dirk und Mario springen aus ihrem Versteck heraus und reißen ihn aus dem Wagen heraus. Er wehrt sich, doch gegen die beiden kräftigen Brummifahrer hat er keine Chance. Vier Fäuste prallen auf sein Gesicht.
Plötzlich ertönen laute Autohupen und quietschende Reifen. Scheinwerfer blenden grell auf, dass Dirk und Mario nichts mehr erkennen können. Dann ertönt lautes Geschrei in einer fremden Sprache.
Dirk und Mario spüren, dass sie in Gefahr sind. Sie wollen wegrennen, doch dafür ist es zu spät. Mit grober Gewalt werden sie zu Boden gerissen. Vor ihnen baut sich ein großer Mann in schwarzer Uniform auf und erklärt in gebrochenem Deutsch: "Was fällt Ihnen ein, diesen Superstar zu überfallen und niederzuschlagen?"
Der amerikanische Akzent ist deutlich.
Verwirrt schauen Dirk und Mario den Fremden an, der weiterspricht: "Das hat Folgen für Sie! Sie werden sämtliche Bühnenausfälle bezahlen müssen, die Sie durch Ihre sinnlose Tat verursacht haben. Das geht in die Millionen."
"Warum? Wir haben doch nur den Spriträuber geschnappt?"
"Ihr Sauerkrauts seid wirklich selten dämlich. Sieht dieser Mann wie ein gewöhnlicher Spriträuber aus? Nein! Das ist Justin Bieber auf der Durchreise zu seinem nächsten Konzert."

Zu guter Letzt...

Während Mario und Dirk auf ihren Prozess warten, sitzen sie in Tinas Kaffeeshop und richten ihren Blick auf den Fernseher. Der Sprecher berichtet von den Wahlen in verschiedenen Bundesländern, was die beiden nicht interessiert. Gelangweilt will Dirk das Gerät abschalten, als es plötzlich heißt: "Meldung des Tages: Der Spriträuber hat wieder zugeschlagen!"

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