Lena sorgt sich um ihren Mann. Der wollte sich ein letztes Mal mit seiner Geliebten treffen, um ihre Beziehung zu beenden und seine Ehe zu retten. Aber nun wartet sie schon lange vergeblich auf seine Rückkehr. Was ist passiert? Will die Geliebte nicht klein beigeben? Lena ergreift die Initiative.
Die Schwalben zwitschern, ein Windhauch bläst durch das hohe Gras, ein
Falke zieht hoch am azurblauen Himmel seine Bahnen, die Bäume wiegen sich
in der warmen Sommerluft, Insekten schwirren surrend über die Erde, Silka
und Tom wälzen sich lustvoll im Gras. Dabei werfen sie ihre Kleider ab,
lachen und küssen sich.
Tom versucht, nicht daran zu denken, warum er sich gerade jetzt mit Silka trifft.
Denn seine Absicht ist traurig. Er muss diese Beziehung beenden, wenn er seine
Ehe mit Lena nicht gefährden will. Aber jetzt will er nur eins: Silkas
Körper überall berühren, bewundern und leidenschaftlich lieben.
Er verstärkt seine Umarmung, bis Silka aufstöhnt und fragt: "Was
ist mit dir? Du bist heute so anders."
Tom spürt, wie die Hitze aus seinen Lenden verschwindet, wie seine Erregung
nachlässt und ärgert sich über Silka. Warum fragt sie gerade
jetzt etwas derart Unerotisches?
"Hey! Was ist los?", drängt Silka auf eine Antwort.
"Es tut mir leid. Aber, wir müssen uns trennen."
"Wie bitte?"
"Ja! Ich will meine Ehe nicht riskieren. Ich liebe Lena."
"Aber, du hast mir versprochen, Lena zu verlassen."
"Ich wollte dich ins Bett bekommen. Und das wäre mir wohl kaum gelungen,
wenn ich dir von Anfang an gesagt hätte, dass ich mich nicht scheiden lassen
werde", gesteht Tom.
Silkas Gesicht wird hochrot vor Zorn.
"Du wirst dich scheiden lassen", sagt sie drohend. "Oder..."
"Oder was?"
"Du wirst mich kennenlernen."
"Sie können nicht von uns erwarten, dass wir Gefahr im Verzug sehen,
wenn sich ein erwachsener Mann mit seiner Geliebten trifft", erklärt
der ältere der beiden Kommissare. "Auch, wenn er verheiratet ist."
Lena schnauft laut hörbar und brummt: "Es geht hier nicht um irgendeine
Geliebte, es geht um Silka, die Frau, die zuvor ein Verhältnis mit dem
Mann meiner Freundin hatte. Und wo Ben jetzt ist, wissen wir: auf dem Zentralfriedhof."
"Tut mir leid." Bedauernd schüttelt der Kommissar seinen Kopf.
"Wer Ben getötet hat, ist immer noch nicht ermittelt. Und Ihre Behauptung
ist sehr abenteuerlich. Dass sich Ihr Mann mit einer anderen trifft, ist wirklich
unerhört. Aber wir sind nicht von der Sittenpolizei."
"Mein Mann trifft sich gerade mit Silka, um sich von ihr zu trennen",
wiederholt Lena. "Vor zwei Stunden ist er weggegangen und wollte schnell
wieder zurückkommen. Aber er ist immer noch nicht da. Ich bin besorgt."
Lenas Gesicht wird ganz grau. "Genauso hat es sich mit dem Mann meiner
Freundin verhalten. Von seinem letzten Date mit Silka ist er nicht zurückgekehrt.
Am nächsten Morgen fand ihn ein Spaziergänger mit einem Messer in
der Brust."
Tom ist von Silkas Wutausbruch überrascht. Er schaut ihr ins Gesicht und
erkennt dort Züge, die ihm bisher noch nicht an ihr aufgefallen waren.
Silkas Augen blitzen teuflisch böse.
Seine Libido schwindet von Sekunde zu Sekunde mehr.
"Silka, ich bitte dich", stammelt er nervös. "Wir sind
uns doch von Anfang an im Klaren darüber gewesen, dass ich verheiratet
bin."
"Aber du hast mir versprochen, deine Frau zu verlassen." Silkas
Hand streichelt über sein Glied ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.
Tom fühlt sich in seiner Nacktheit plötzlich nicht mehr wohl. Er schaut
sich um und sieht, dass Silka zwischen ihm und seinen Kleidern liegt. Es bleibt
ihm nichts anderes übrig, als Silka zu bitten, ihn sich anziehen zu lassen,
wenn er keine Szene heraufbeschwören will.
"Wir sollten uns anziehen und im nächsten Cafe darüber
in Ruhe plaudern", schlägt er vor und grinst dabei dämlich.
Plötzlich spürt er ein kaltes Metall auf seiner Brust.
Erschrocken schaut er an sich herunter und sieht ein Messer in Silkas Hand,
dessen Spitze sich genau in Höhe des Herzens in seine Haut bohrt.
"Du wirst deine Frau verlassen - und nicht mich."
Der jüngere Kommissar telefoniert schon sehr lange.
Lena wird immer nervöser, bis es aus ihr herausplatzt: "Wenn Sie
weiter so trödeln, kommt für meinen Mann jede Hilfe zu spät."
"Immer sachte mit den jungen Pferden", bremst der ältere Kommissar.
"Wir müssen uns vorbereiten."
Endlich beendet der Jüngere sein Gespräch. Er schaut Lena an und sagt:
"Wie es aussieht, haben Sie recht. Diese Silka ist auch in anderen Bundesländern
bekannt. Überall, wo sie Geliebte hatte, gab es hinterher ungelöste
Todesfälle. Mehrere Polizeieinheiten suchen schon nach dieser Frau."
Lenas Gesicht wird noch blasser.
"Wissen Sie, wo sich Ihr Mann mit Silka trifft?", fragt der ältere
Kommissar - endlich vom Ernst der Situation überzeugt.
"Auf der Lichtung im Kühlen Forst."
Im Eiltempo verlassen sie das Haus.
"Was tust du da?" Toms Stimme überschlägt sich.
"Was bist du doch für ein Feigling", zischt ihm Silka ins Ohr.
"Und ich dachte, endlich einen richtigen Mann gefunden zu haben."
"Das hast du auch", versucht Tom es nun anders. Denn eigentlich
sind seine erotischen Abenteuer mit Silka gar nicht so schlecht. Immer noch
besser, als ein Messer in der Brust.
"Was soll das? Willst du mich hinhalten?"
Dieses Weib erkennt auch alles. Schweißbäche laufen an ihm herunter.
"Nein! Ich will mich amüsieren und nicht fürchten. Lass es uns
nochmal versuchen."
Seine Taktik funktioniert jedoch nicht. Im Gegenteil, Silka wird richtig böse.
"Du elendes Schwein. Für wie blöd hältst du mich eigentlich?"
Heißer Atem streift sein Gesicht. "Du sollst deinen Todeskuss von
mir bekommen, damit dein Ableben wenigstens in einem schönen Augenblick
passiert."
Sie beugt sich über ihn und küsst ihn.
Tom ist überwältigt von Silkas Taktik. Er fühlt sich berauscht.
Es ist die Lebensgefahr, die plötzlich wieder eine Erektion auslöst.
Er spürt, wie sich sein Glied aufrichtet. Der Kuss ist heiß und innig
und er wünscht sich, er hätte niemals so etwas Dummes wie Trennung
gesagt. Alles in ihm verlangt nach ihr. Doch etwas stört die intime Vertrautheit:
Das Messer bohrt sich schmerzhaft durch seine Haut.
An allen Polizeifahrzeugen sind die Sirenen eingeschaltet. Mit lautem Getöse
nähern sie sich dem Liebesnest. Von weitem können sie zwei nackte
Körper sehen. Erst als sie näher kommen, erkennen sie das Blut.
"Hier spricht die Polizei! Werfen Sie die Waffe weg!", schallt es
laut über die Wiese. "Silka! Sie haben keine Chance. Sie sind umstellt."
Die dunkelhaarige Frau schaut auf Tom, der nur Augen für das Messer hat,
dessen Spitze sich langsam tiefer bohrt.
"Lassen Sie die Waffe fallen!", ertönt es nochmal.
Silka schaut auf das Polizeiaufgebot und...
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