Wir alle bilden uns Urteile über die Anderen. Das beginnt zum Beispiel schon beim ersten Blickkontakt. Was wir meistens nicht sehen: Der sogenannte erste Eindruck ist zu etwa 50 Prozent durch meine(!) Stimmung und bestimmte Vorerfahrungen geprägt. So etwas wie Objektivität gibt es in Hinsicht auf das Thema "Menschen einschätzen" gar nicht. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir ruck zuck den Anderen charakterlich durchschauen könnten. Doch unsere Wahrnehmung ist gewöhnlich beeinflusst von zahlreichen Wahrnehmungsverzerrungen.
Der erste Eindruck
Die meisten Menschen wissen, dass der erste Eindruck sehr wichtig ist, so gut wie überall, etwa beim Vorstellungsgespräch oder beim Flirten. Nun ist es naturgemäß so, dass sich innerhalb von Sekundenbruchteilen bereits eine emotionale Bewertung des Anderen ergibt. Die Hirnareale, die für Gefühle verantwortlich sind, bewerten jede Sekunde alle Reize, die unsere Sinne aufnehmen. Diese "vorauseilende" emotionale Einfärbung der sozialen Umwelt läuft unbewusst ab. Das heißt, zuerst kommt es zu Sympathie, Desinteresse oder Antipathie. Erst danach(!) setzt das Denken ein (etwa: "Der ist aber nett!"). Aber, und das wissen die wenigsten, dieses Denken (= Vorurteil) steht bereits unter dem Einfluss der zuvor getätigten emotionalen Bewertung. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass die gefühlsspezifischen Hirnareale von biografischen Erfahrungen geprägt sind, so kommt man zu dem Schluss: Der erste Eindruck sagt eigentlich mehr über mich(!) als über den Anderen aus. Das sollte man immer bedenken, wenn man auf unbekannte Menschen trifft.
Wahrnehmungsfehler 1: Projektion
Der Wahrnehmungsfehler Projektion richtet im Zwischenmenschlichen sehr viel Schaden
an. Eine Projektion umschreibt ein psychisches Phänomen, bei dem der Betreffende,
vereinfacht gesagt, von sich auf andere schließt. In manchen Fällen
von extremer Eifersucht zum Beispiel wirft man dem Anderen vor, er habe vor fremdzugehen.
Nun kann es sein, dass eigentlich der Ankläger vorhat, den Partner zu betrügen.
Diesen inneren Konflikt projiziert er auf den Partner und greift ihn "dort"
an.
Menschenkenner wissen von diesem Mechanismus. Und wenn sie andere Personen spontan
nicht leiden können, dann fragen sie sich: "Sagt dieses Urteil eventuell
etwas über mich aus? Komme ich in irgendeiner Weise zu kurz?"
Wahrnehmungsfehler 2: Vorurteile
Jeder Mensch hat Vorurteile. Sie basieren auf der Verinnerlichung familiärer
und gesellschaftlicher "Meinungen" aus der Kindheit und auf persönlichen
Erfahrungen, die verallgemeinert werden. Nun sind Vorurteile nicht per se negativ.
Sie helfen uns, in einer komplexen Welt zurechtzukommen.
Auf der anderen Seite haben Voreingenommenheiten tatsächlich negative Auswirkungen -
sobald wir mit anderen Menschen in Kontakt treten. Denn jede Personengruppe
wird mit Vorurteilen in Verbindung gebracht. So kann es sein, dass man etwa blonden
Frauen unterstellt, sie seien nicht "ganz so helle". Erzählt
uns jemand, er sei Banker, meinen wir vielleicht vorschnell: "Oh, er ist
ein seriöser Mensch!"
Hieraus folgt: Seien Sie aufmerksam Ihren eigenen Vorurteilen gegenüber.
Sie können so manche Begegnung nachteilig beeinflussen.
Aufbau von Menschenkenntnis
Eine Kunst der Menschenkenntnis liegt darin, sich gerade nicht auf den ersten
Eindruck zu verlassen. Nicht umsonst werden zum Beispiel angehende Psychotherapeuten
vor allem in Zurückhaltung geschult (was den ersten Eindruck betrifft).
Das heißt, sammeln Sie lieber die ersten Minuten und Stunden Daten - und schieben Sie
Ihr Gegenüber nicht gleich in irgendwelche Schubladen. Wer
sich zurückhält, bleibt offen für neue Informationen, die tatsächlich
dem ersten Eindruck überhaupt nicht entsprechen. Merken Sie sich: Menschen
sind komplex, offenbaren viele Motive, die sich sogar widersprechen können.
Nur wer in der Lage ist, interessiert neue Informationen aufzunehmen, kann den
Anderen ansatzweise verstehen und durchschauen.
Im Kleinen das Große sehen
Kann man Menschen bereits im ersten Gespräch durchschauen? Das ist eine spannende
Frage. Die Motivation, die gerade vorherrscht, die kann man sicherlich erkennen.
So gibt es zum Beispiel Gesprächspartner, die stundenlang auf einem Thema
"herumkauen". Eventuell verrät dieses Thema ein zentrales Bedürfnis.
Singles etwa, die auf der Suche nach einem neuen Partner sind, offenbaren manchmal
mehr als sie wollen. Präferiert man etwa einen Menschen, der einen umsorgen
und den dominanten Part "spielen" soll, so gibt man sich vorauseilend
etwas "hilfsbedürftig". Das kann schon beim ersten Wortwechsel
passieren. Auf einen Eröffnungssatz wie: "Na, magst du was mit mir
trinken?", antworten Betreffende dann vielleicht schon: "Ja, aber
mir geht's heute nicht so gut." Sogleich kann man Problemen wälzen - obwohl man
sich noch gar nicht kennt. In diesem Fall kann man sich leicht
vorstellen, wie eine Partnerschaft aussehen könnte: Ein "Helfer"
umsorgt einen "Hilflosen". Aber auch hier gilt es, erst Daten zu sammeln!
Studieren, studieren, studieren
Echte Menschenkenner tun vor allem eines nicht: sich zu Hause verschanzen und
meinen: "Ich bin ein großer Menschenkenner!" Sie kommunizieren
täglich mit anderen, erweitern ihre Menschenkenntnis. Und vor allem: Sie
lassen sich immer wieder neu überraschen - weil sie sich nicht auf
den ersten Eindruck verlassen.
Durch die alltägliche Kommunikation bleibt man im "Training",
außerdem sorgt man für die Ausschüttung von Glückshormonen.
Zwischenmenschliche Begegnungen machen glücklich, vor allem dann, wenn sie
sich unerwartet ergeben.
Fazit: Bleiben auch Sie im Training!
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