Manche Personen denken und handeln in verschiedenen Situationen häufig gleichartig. In einem solchen Fall spricht man von einem festen Charakterzug, anders gesagt, von einem Persönlichkeitsstil. In der Psychologie werden verschiedene "Persönlichkeitstypen" unterschieden. Diese Unterscheidungen werden in der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie aufgegriffen. Wer um die einzelnen "Typen" weiß, kann sich im Alltag viele Vorteile in Hinsicht auf die Kommunikation verschaffen. Und das heißt nichts anderes als: Menschenkenntnis in die Praxis umgesetzt.
Das Kind im Erwachsenen
Der individuelle Charakter entsteht infolge des Wechselspiels zwischen angeborenen
Potenzialen und Umwelteinflüssen. Im Vordergrund steht hierbei (in Hinsicht
auf das Säuglings- und Kindheitsalter) das Prinzip der Anpassung. Das heißt,
der Heranwachsende entwickelt Verhaltensweisen, die ihm dabei helfen, sich im
familiären Umfeld zurechtzufinden. Im Erwachsenenalter haben wir diesen Prozess
"vergessen". Trotzdem werden viele Menschen von ihrem "inneren
Kind" von damals beeinflusst.
Im Umkehrschluss heißt das: Je schwieriger und nervtötender Ihr Partner,
Arbeitskollege oder Chef ist, desto problematischer war seine Kindheit. Er musste
sich mittels bestimmter Verhaltensweisen an sein Umfeld anpassen. Die schwierigen
Charaktereigenschaften im Hier und Jetzt werden vom Betreffenden nicht aufgegeben,
weil sie früher einmal das psychische Überleben sicherten. Und: Er (oder
sie) weiß nicht um seine "Stacheligkeit", sie ist unbewusst.
Daher gilt: Verzeihen Sie Ihrer Nervensäge vom Dienst.
Narzisstische Persönlichkeiten
Selbstverliebte Menschen, die stets im Mittelpunkt stehen müssen und den Gesprächspartner permanent beeindrucken wollen, nennt man "narzisstische Persönlichkeiten". Man trifft auf sie eigentlich in allen Lebensbereichen, besonders im Beruf, und zwar in der mittleren und höheren Führungseben. Sympathie kann man bei ihnen recht schnell provozieren, wenn man - ja, muss sein! - häppchenweise Anerkennung und Bewunderung verteilt. Dann lassen sie einen in Ruhe und konkurrieren nicht. Entsprechend schlecht ist man beraten, wenn man versucht, Narzissten zu übertrumpfen. Das ist ihr wunder Punkt. Wer sich dafür entscheidet, gegen einen von ihnen zu kämpfen, sollte sich harte Bandagen zulegen. Menschenkenner wissen: Narzissten kommen nicht mit ihrer Eigenorientierung auf die Welt. Sie entsteht in der Regel dann, wenn die Bezugspersonen dem Heranwachsenden gegenüber über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel oder viel zu wenig Aufmerksamkeit aufbringen.
Zwanghafte Persönlichkeiten
Sehr verkopft und "gestelzt" wirken zwanghafte Menschen. Alles muss
für sie logisch und rational nachvollziehbar sein. Spontaneität und
Humor sind nicht ihre Stärken. In der Kindheit wurden sie meistens fürs
sehr früh stattfindende "Brav-Sein" belohnt. Auch heute noch
gliedern sie sich ohne Widerstand in vorgegebene Hierarchien ein. Sie sind extrem
sparsam bis geizig. Zuerst denken sie - und dann sprechen sie. Dialoge mit
Zwanghaften werden meistens zu extrem langweiligen Monologen.
Um Sympathie zu bewirken, muss man, ganz klar, einfach nur funktionieren, nicht
aus dem Rahmen fallen, sich anpassen. Gehört etwa der Vorgesetzte zu dieser
Gruppe, sollte man sich Gefühlsausbrüche verkneifen. Denn er gehört
zu denjenigen, die die Vielfalt der Gefühlswelt zwanghaft kontrollieren wollen.
Und das hat er in der Kindheit gelernt. Das "steckt halt drin"!
Paranoide Persönlichkeiten
Wir alle kennen die extrem Sensiblen. Man kann sie mit Samthandschuhen anfassen - bringt trotzdem nichts. Paranoide Persönlichkeiten erwarten Missgunst,
Antipathie, ja Feindschaft. Entsprechend "stachelig" geben sich die
Betreffenden im Alltag, und zwar vorauseilend. Wenn der Kollege oder Chef paranoid
"gestrickt" ist, kann man sich auf stressige Zeiten einstellen. Es
kommt nämlich oft zu Vorwürfen, man würde eine Intrige inszenieren
oder etwas gegen den Betreffenden haben.
Menschenkenner lassen sich durch paranoide Verhaltensweisen nicht aus dem Takt
bringen. Sie halten Abstand und bleiben immer auf der Sachebene. Sie lassen sich
nicht in Diskussionen verstricken (die führen nämlich zu nichts). Menschenkenner
machen sich bewusst: "Der Andere hat früher viele Konflikte mit dem
sozialen Umfeld erlebt und erwartet von mir nun dieselbe Bösartigkeit, die
er als Kind oft erfahren hat. Es ist sein Problem, nicht meins!"
Borderliner
Mal im Himmel, mal in der Hölle - in emotionaler Hinsicht ergeht es
genau so den sogenannten Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit. "Borderline"
heißt übersetzt "Grenze". Dies ist das zentrale Thema.
Es werden im Alltag keine Grautöne, sondern nur Extreme wahrgenommen. Dieses
"Gesetz" trifft sowohl auf die Selbst- als auch auf die Fremdwahrnehmung
zu. Wer einen Partner mit entsprechender Struktur hat, der weiß, worum es
hier geht: Mal ist man der "beste Partner auf der Welt", zehn Minuten
später "der größte Loser unter der Sonne".
Man sollte diese Schwankungen nicht zu ernst nehmen, und vor allem sollte man
sie nicht persönlich nehmen.
Betreffende erlebten in ihrer Kindheit meistens schwerwiegende Traumata mit ihren
sozialen Bezugspersonen. Dies führt leicht zu der Einschätzung: "Meine
Mitmenschen meinen es sehr gut/sehr schlecht mit mir!" Betreffende sind
gefangen in ihrer kindlichen Wahrnehmung.
Schizoide Persönlichkeiten
Einzelgänger aus "Leidenschaft" offenbaren häufig einen
sogenannten schizoiden Persönlichkeitszug. Dieser zeichnet sich durch folgende
Auffälligkeiten aus: Hang zum Außenseitertum, fehlende soziale Kompetenzen,
starke Fachkompetenz.
Soziale Vernachlässigung beziehungsweise mangelhafte Kommunikation im
Kindesalter - dies können die Ursachen eines schizoiden Persönlichkeitszuges
sein. Daher darf man entsprechende Verhaltensweisen nicht auf sich selbst beziehen,
sollten sie offenbar werden.
Ein guter Tipp im Umgang mit den Betreffenden: Rücken Sie solchen Menschen
nicht auf die Pelle!
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