"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut", sagte einst der alte Goethe. Aus unserer Sicht sind wir das schon. Die meisten Menschen halten sich in moralischer Hinsicht für gut, ja sogar besser als der Durchschnitt. Nun: Wenn dem wirklich so wäre, wäre es um das Zwischenmenschliche im Allgemeinen nicht so schlecht bestellt, wie es tatsächlich ist.
Babys sind unmoralisch
Die Geschichte von Kaspar Hauser (1812 bis 1833) ist eine sehr traurige. Man fand
den damals 16-Jährigen als geistig zurückgebliebenen jungen Mann auf.
Aller Wahrscheinlichkeit nach verbrachte er einige Jahre lediglich in einem dunklen
Raum, bei Wasser und Brot. An moralisches Verhalten war nun gar nicht zu denken.
Und dann waren da noch Amala und Kamala, die beiden "Wolfskinder".
Sie wurden bereits im frühen Kindesalter von Wölfen adoptiert und wuchsen
im Rudel auf. Als man sie fand, zeigten sie ausschließlich tierische Verhaltensweisen.
Beide Beispiele zeigen, dass Moral nicht angeboren ist, sondern im Kindesalter
erst erlernt werden muss.
Unmoralisch sind immer die anderen
Interessanterweise werden die meisten Prozesse, die vor Gericht landen, zwischen Nachbarn ausgetragen. Die Gründe, die angeführt werden, sind sich meistens ähnlich. Einer wirft dem anderen vor, "der eigentliche Urheber des Problems" zu sein. Man selbst hat eigentlich "gar nichts gemacht", sondern ist tatsächlich nur das Opfer. "Hätte der andere nicht das und das gemacht...", so beginnen häufig die Ausführungen. Solche Fälle werden manchmal im TV gezeigt, und der Zuschauer kann es in der Regel nicht fassen.
Moral ist relativ
Wir müssen in unserem Leben viele Rollen spielen, etwa die des Ehe-Partners, Vaters, Kindes... Interessant ist, dass auch unser Empfinden von Moral entsprechend wechselhaft ist. Wer etwa in der Industrie arbeitet, denkt wohl kaum an die globalen Auswirkungen, die die Produkte, die er mitkonzipiert, einmal haben werden. Zu Hause andererseits ist jeder wieder anders. Es gibt "moralische Berufe", und die werden auch von Menschen ausgeübt, die zum Beispiel zu Hause ihre Familie terrorisieren. Interessanterweise ist den Betreffenden gar nicht bewusst, dass sie in der einen oder anderen Rolle auch sehr unmoralisch sind. Warum ist das so?
Selbstwertdienliche Verzerrung 1
Wir Menschen haben viele innerpsychische Schutzmechanismen. Sie sorgen dafür, dass wir (meistens) im psychischen Gleichgewicht sind. Dies ist einerseits gut so, bringt andererseits aber auch Nachteile mit sich. Zum einen geht es uns in der Regel "gut", unserem Mitmenschen aber dadurch schlecht. Denn quasi notgedrungen beziehungsweise automatisch nehmen wir eigene Verfehlungen, das heißt, unmoralische Verhaltensweisen, im Rückblick als "gar nicht so schlimm" wahr. Selbst wenn es sich um schwerwiegende Vergehen handelt, heißt es: "Ach Gott, das war doch gar nicht der Rede wert!"
Selbstwertdienliche Verzerrung 2
Viele Menschen nutzen auch einen anderen, sehr populären Abwehrmechanismus: Man macht die anderen beziehungsweise die Umstände für eigene Verfehlungen verantwortlich ("Hättest du nicht..., dann hätte ich nicht..."). Dadurch kann man das eigene Gewissen retten. Negativ an diesem Mechanismus ist, dass man seine Verantwortung leugnet. Jeder sollte sich immer mal wieder bewusst machen, dass "die Wahrheit in der Mitte liegt". Das heißt, meistens sind an Konflikten beide Parteien beteiligt!
Ursachen der selbstwertdienlichen Verzerrungen
Im Prinzip kann man den meisten Menschen nicht vorwerfen, dass sie "auf
Autopilot" laufen und automatisch selbstwertdienliche Abwehrmechanismen
aktivieren, wenn es die Situation erfordert. Die Masse fristet eben ihr Dasein
mit der notwendigen angeborenen "Hardware". Zwar ist die dazugehörige
"Software" veraltet - aber das juckt die Allgemeinheit nicht.
Wer eine höherwertige Software hat - und entsprechend mehr nachdenkt,
reflektiert und sich selbst nicht so ernst nimmt -, der sollte sich eine
tolerante Einstellung zulegen. Denn die anderen, unmoralisch, wie sie nun einmal
sind, werden nie einsehen, dass sie so sind (das würde ihr Selbstbild beschädigen
- und das ist unnatürlich).
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