Wir Menschen tun einander viel an. Das Spektrum, das sich vom positiven bis zum negativen Pol erstreckt, ist gewaltig. Doch was motiviert Menschen - und wozu genau? Wir nehmen ja nur die Verhaltensweisen wahr, nicht das, was dahinter steht. Wer über die Natur der menschlichen Grundbedürfnisse und Motive Bescheid weiß, der hat mehr vom Leben.
Von Geburt an motiviert
Wer Kinder hat, wird es wissen: Die Kleinen sind so was von ehrlich, wenn es darum
geht, authentisch Bedürfnisse mitzuteilen. Ab dem 3. Lebensjahr heißt
es entsprechend: "Hunger!", "Kuscheln!", "Mama - lieb?"
Ja, Kleinkinder sind authentisch. Sie spielen auch noch keine Psychospielchen,
um ihre Motive durchzusetzen. Das ganze Dilemma beginnt damit, dass Eltern permanent
und zu extrem auf die Motive der Kleinen eingehen - oder aber das Gegenteil
ist der Fall.
Was ist da schiefgelaufen?
Tatsächlich führen fortwährende Frustrationen der Grundbedürfnisse
und angeborenen Motive dazu, dass wohl die meisten Menschen im Erwachsenenalter
ihre Wünsche durch die Blume äußern, wenn überhaupt. Es kann
sogar so weit kommen, dass man von seinem Motivsystem geradezu entfremdet wird.
Das kann skurrile Blüten treiben. Dann läuft man irgendwelchen Idealen
hinterher und meint, sie wären die eigenen grundlegenden Motive - dabei
sind es nur (von den Bezugspersonen) antrainierte.
Daher gilt: Wir müssen uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren, auf
unsere wahren Bedürfnisse.
Sich selbst motivieren
Es gibt unterschiedliche Zusammenstellungen von Grundbedürfnissen und Motivationen.
In verschiedenen Formen der Psychotherapie geht man von folgenden Aspekten aus:
Anerkennung, Solidarität, Selbstverwirklichung, zwischenmenschliche Nähe,
Distanz.
Fragen Sie sich einmal Folgendes: "Wie sieht es bei mir in Hinsicht auf
meine Grundmotivationen aus?" Gut wäre eine gewisse Authentizität
und Dynamik zwischen den einzelnen Aspekten. Denn wer zu viel auf Anerkennung
aus ist, offenbart unter Umständen narzisstische Tendenzen, und die können
die Mitmenschen sehr nerven. Auf der anderen Seite ist ein extremes Bedürfnis
nach Solidarität vielleicht verantwortlich für "vorauseilendes
Schleimen", um bloß nicht anzuecken. Dabei verliert man jegliche Charakterstärke.
Reflektieren Sie doch mal Ihren eigenen Lebensstil.
Das Bedürfnis nach Anerkennung ausdrücken
Das Bedürfnis nach Anerkennung ist bei vielen Menschen extrem stark ausgeprägt.
Das sieht man zum Beispiel, wenn jemand auf möglichst alle Gesprächspartner
einen durchschlagenden Eindruck machen will. Der Betreffende kennt dann meistens
viele wichtige Leute, hat schon dieses und jenes erlebt. Daher sollte man ihn
- zumindest aus seiner Wahrnehmung - unbedingt bewundern.
Solche Oberflächlichkeiten haben nur eine geringe Haltbarkeit. Besser ist
es, man erschafft etwas von materiellem oder ideellem Wert. Versuchen Sie sich
in künstlerischen und schriftstellerischen Projekten, die bringen in der
Regel dauerhafte Anerkennung.
Das Bedürfnis nach Solidarität verwirklichen
Jedem tut das Gefühl gut, dass Mitmenschen ihn in seinen Sorgen und Nöten
verstehen. Kennen Sie das? Sie haben gerade Streit mit Ihrem Liebsten. Als Nächstes
greifen Sie zum Telefonhörer. Wissen Sie, wen Sie in so einer Situation gerade
nicht anrufen? Jemanden, der das, was Sie gleich sagen wollen, kritisiert und
hinterfragt.
Nein, Sie rufen in Konfliktsituationen immer Personen in ihrem sozialen Umfeld
an, die Ihnen recht geben und sich Ihnen gegenüber solidarisch verhalten.
Denn das tut doch einfach nur gut, oder?
Daher braucht jeder Mensch ein Gegenüber, das sein Bedürfnis nach Solidarität
befriedigt, nicht nur in Konfliktsituationen.
Einmal ganz Kind sein
Wie kommt man wieder in Kontakt zu seinen wahren Bedürfnissen und Motiven?
Nun, das ist nicht ganz leicht. Denn schließlich kann es sein, dass diese
aufgrund von biografischen Erfahrungen im Unbewussten schlummern.
Aber man kann da einiges tun. Rufen Sie sich doch einmal Situationen aus Ihrer
Kindheit in Ihr Bewusstsein, in denen so richtig die Post abging, in denen sie
also glücklich waren. Dies sind meistens Hinweise darauf, welche Bedürfnisse
früher im Vordergrund standen.
Nun, jeder trägt noch das Kind mit sich herum, das er einmal war. Knüpfen
Sie wieder Kontakt zu ihm. Seien Sie einmal pro Woche wieder Kind. Das macht Spaß!
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