Aggression, aggressives Verhalten und Gewalt. Ein gewisses Aggressionspotenzial hat jeder Mensch, diese Art "Leistungsfähigkeit" ist angeboren und dient dem Überleben. Aggressives Verhalten und Gewalt können aber auch ohne "Gefahr" ausgelöst werden. Warum ist das so und was kann man dagegen tun?
Ein gewisses Aggressionspotenzial hat jeder
Stellen Sie sich vor, Sie spazieren gerade durch ein Waldstück. Es ist später
Abend und Sie sind auf dem Weg nach Hause. Plötzlich: ein lautes Geräusch!
Direkt hinter Ihnen. Ein Stück Holz zerbricht.
Was jetzt innerhalb von Sekundenbruchteilen passiert, ist angeboren. Stresshormone
überfluten Ihren Körper, Sie sind von jetzt auf gleich auf "180".
In einem solchen Zustand sind Sie vor allem dazu imstande, entweder zu flüchten
oder - falls es keinen Ausweg mehr gibt - zu kämpfen. Das heißt,
Sie würden im letzteren Fall auch dasjenige Verhalten zeigen können,
das man gemeinhin als "aggressiv" bezeichnet.
Dieser Mechanismus ist, wie oben schon erwähnt, uralt, hat evolutionäre
Ursachen.
Auf die Kindheit kommt es an
Doch der Mensch ist mehr als nur die "Summe seiner Anlagen". Erblickt
das Baby das Licht der Welt, so ist es "weltoffen". Das heißt,
sein Gehirn "saugt" gewissermaßen die soziale Umwelt auf und
"lernt" dadurch.
Kinder lernen auch vor allem dadurch, dass sie verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren
(Eltern wissen von dieser Motivation bekanntlich ein Lied zu singen).
Manchmal passiert Folgendes: Ein Heranwachsender, der im Vergleich zu seinen Altersgenossen
in Hinsicht auf das physische Erscheinungsbild "weiter ist", merkt,
dass er durch aggressives Verhalten Erfolg hat. Vielleicht bekommt er dadurch
die Spielsachen, die er will. Verfestigt sich dieses Muster, so wird das entsprechende
aggressive Auftreten in der Regel beibehalten - weil es Erfolge nach sich
zieht. Gewalt wird so "positiv verstärkt".
Lernen am Vorbild
In den meisten Biografien von jugendlichen, aber auch erwachsenen Gewaltstraftätern
finden sich Bezugspersonen, die selbst häufig aggressiv bzw. gewalttätig
waren.
Die Täter- und Opfer-Thematiken liegen meistens eng beieinander. Das heißt,
wer früher oft Opfer war, "lernte" von seinen Tätern wohl
oder übel auch, was man genau tun muss, um seine Mitmenschen effizient zu
schädigen.
Und da die frühen Bezugspersonen im Leben eines Menschen zumeist die größten
Rollen spielen, kann man sich leicht vorstellen, dass man deren Einfluss nicht
ohne Prägung erduldet hat. Das heißt, viele Gewalttäter "lernten"
an entsprechenden Vorbildern.
Umgang mit aggressiven Menschen
Wer mit gewaltbereiten Personen zu tun hat, der sollte einige Dinge beachten, die etwa Psychologen, Pädagogen und Sozialarbeiter in ihrer Ausbildung lernen. Man sollte in brisanten Situationen "kein Öl ins Feuer gießen". Das heißt, man sollte sich nicht zu entsprechenden provokanten Reaktionen hinreißen lassen, da man ansonsten einen Teufelskreis anfeuert, der dann eskaliert. Bleiben Sie auf der Sachebene ("Ich möchte keinen Streit mit dir. Du bist auf 180 und ich habe Angst. Lass uns vernünftig reden."). Man kann auch ein Codewort mit dem Betreffenden vereinbaren, das ausgesprochen werden soll, bevor das Ganze eskaliert ("Stopp!"). Versuchen Sie, die frustrierten Grundbedürfnisse des anderen zu erkunden, diese sind nämlich oft verantwortlich für die Gewaltbereitschaft ("Warum bist du so sauer?!").
Umgang mit den eigenen Aggressionen
Hinter Aggressionen stehen oft schlicht und einfach Stress, Frustrationen und
unbefriedigte Grundbedürfnisse (Anerkennung, Solidarität...). Das
kennen Sie selbst. Wer hat nicht schon mal seinen Frust im Büro zu Hause
an seinem Partner ausgelassen ("Wie sieht das denn aus hier! Das ist ja
nicht aaaaaaauszuhalten, also wiiiiiirklich!").
Um die Dinge zu ändern, müssen Sie sich ein ums andere Mal eingestehen,
dass Sie unmoralisch handeln und den anderen als "Aggressionsventil"
missbrauchen.
Reden Sie lieber über Ihren Frust - und powern Sie sich jedes Wochenende
aus, etwa beim Sport. Das reduziert Aggression und Gewaltbereitschaft.
Kinder gewaltfrei erziehen
Gerade Heranwachsende sollten bereits einen konstruktiven Umgang mit Frust und
Aggressionen lernen. Es gibt Eltern, die möchten ihrem Nachwuchs alles austreiben,
was nach Vitalität, Lebendigkeit und Durchsetzungsvermögen aussieht.
Solche Pädagogen sind bemitleidenswert, erziehen sie doch ihre Kinder "weltfremd".
Heranwachsende brauchen Vorbilder, die dann Durchsetzungsfähigkeit offenbaren,
wenn sie gefragt ist, aber auch mal "klug" sind und nachgeben.
Vergessen Sie nicht, dass wir ganz viel Natur mit uns "herumtragen";
und gerade das Aggressionspotenzial macht uns auch zu Menschen, man muss nur lernen,
es zu kontrollieren und zu kanalisieren.
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