Egoisten werden in unserer Gesellschaft zwiespältig gesehen. Doch tatsächlich sind die meisten von uns Egoisten. Und das muss auch so sein, oder? "Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist", sang der vor einigen Jahren verstorbene Falco einmal. Man hat ihm sicherlich seine Message abgenommen.
Die ganze Welt dreht sich (ein bisschen) um mich
Natürlich gehört ein grundsätzlich Ich-zentriertes Weltbild zum
Leben. Wer sich selbst verliert und es ausschließlich den anderen recht
machen will, wird sich sehr schnell selbst verlieren. Sich aufopfernde Charaktere
kümmern sich zu viel um ihre Mitmenschen und tun zu wenig für ihr eigenes
Wohl.
In allen Lebensbereichen ist eine Prise Egoismus sehr sinnvoll, im Job, in der
Freizeit und auch in der Partnerschaft. Schließlich gibt es immer mal Situationen,
in denen man sein Recht einfordern und seine Interessen durchsetzen muss.
Übertriebener Egoismus hat biografische Gründe
Wahre Egoisten, die "über Leichen gehen", sind nicht so auf die
Welt gekommen. Sicher: Vielleicht haben sie schon ein extrovertiertes Temperament
mitgebracht. Aber die Ausprägung eines übertriebenen Egoismus geht auf
das Konto der Erziehung und Sozialisation - und es ist relevant, wie der
Heranwachsende aktiv darauf Einfluss nimmt.
Manche Kinder bekommen permanent vermittelt: "Du bist ein Loser!"
Diese Kommunikation kann ebenso die Ausprägung eines unangemessenen Egoismus
fördern wie auch gegenteiliges Feedback, etwa: "Du bist das beste,
schönste und tollste Kind auf der ganzen Welt!" Vor allem an Letzteres
gewöhnen sich Heranwachsende recht schnell, das elterliche Feedback wird
psychisch verinnerlicht und dadurch zur eigenen Meinung.
Egoisten in der Partnerschaft
Wer einen Egoisten an seiner Seite hat, muss diesem in allen Dingen Anerkennung
entgegenbringen, manchmal täglich. Die Beziehung gerät in eine Schieflage,
wenn der "Bewunderer" seiner Rolle einmal nicht nachkommt. Doch wer
hält eine derartige Rolle auf Dauer aus? Niemand. Vielleicht geht das zu
Beginn einer Beziehung noch gut, aber das war es dann.
Die Partner sollten das Thema offen ansprechen und Kompromisse schließen.
Dummerweise ist selbst den größten Egomanen ihr eigener Egoismus gar
nicht bewusst. Sie haben sich ja jahrelang an ihre Rolle gewöhnt. Das stellt
niemand so leicht infrage.
Egoisten als Eltern
Eltern, die übertrieben egoistisch sind, zeigen ihre Gesinnung auch in der Erziehung. Das Kind muss sich dann in erster Linie nach den Bedürfnissen der Eltern richten. Es muss dankbar sein, darf keine Kritik äußern - und vor allem muss es solchen Tätigkeiten und Hobbys nachkommen, die aus Sicht der Eltern sinnvoll sind. Egoistische Eltern haben kein Gespür für die Kindesentwicklung und für die Bedürfnisse des Heranwachsenden.
Umgang mit Egoisten 1
Auch im Beruf gerät man immer mal wieder an einen Egomanen. Das hat Nach-,
aber auch Vorteile. Wer entsprechend bewusst und innovativ mit dem Betreffenden
umgeht, hat seine Ruhe.
Ein Tipp: Geben Sie dem Egoisten Aufgaben, "die nur er alleine ausführen
kann". (Natürlich kann das eigentlich jeder, aber der andere muss das
Gefühl von Wichtigkeit empfinden.) Hin und wieder ein bisschen Anerkennung
- und schon ist alles in Butter. Und: Versuchen Sie nie zu konkurrieren
oder den Egoisten zu übertrumpfen. Er wird es Ihnen heimzahlen.
Umgang mit Egoisten 2
In einer Partnerschaft gibt es weniger Freiraum, man muss sich ja miteinander
auseinandersetzen. Bringen Sie das Thema Egoismus auf den Tisch. Aber das sollte
nicht in konfrontativer Weise geschehen, sonst spielt der Andere bestimmt wieder
seine Psychospiele.
Spenden Sie erst Anerkennung für dieses und jenes - dann können
Sie einige Tatsachen schildern ("Letztes Wochenende beim Geburtstag von
Tante Tilli, da hast du drei Stunden den Tisch unterhalten, da ging ich total
unter!"). Wird dem Anderen seine Eigenart mehr und mehr bewusst, können
Kompromisse geschlossen werden - vorher nicht. Und nicht vergessen: Sie
müssen auch die positiven Seiten des Egoismus ihres Partners hervorheben
und anerkennen.
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