Jeder lästert, und das hat auch seine Gründe. Um die sollte man wissen, egal ob man Täter oder Opfer ist. "Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon..." - so beginnt der Hit "Lasse reden" von den "Ärzten". In diesem Song wird das Phänomen "Lästern" recht schlau und reflektiert auf die Schippe genommen.
Jeder lästert
In jedem Büro, in jeder Schulklasse, Mannschaft, in jedem Kollegium und Team
- es wird gelästert, bis sich die Balken biegen. Das Phänomen
Lästern ist weltweit verbreitet. Und überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen,
schleicht es sich irgendwann ein.
Diese Art der Abwertung Anderer scheint evolutionären Ursprungs zu sein.
Vor Jahrtausenden war es für Klein- und Großgruppen (die damals bevorzugten
Gesellschaftsformen) überlebensnotwendig, zusammenzuhalten und sich gegen
konkurrierende Gruppen durchzusetzen. Die vorauseilende Abneigung gegen "das
Fremde" hat sich schließlich natürlich auch auf verbaler Ebene
gezeigt - die Geburtsstunde des Lästerns. Dieser archaische Antrieb
zeigt sich noch heute, er steckt uns in den Knochen.
Lästern ist gesund
Wer einen gemeinsamen Feind hat, der rückt bekanntlich enger zusammen. Man
kann tatsächlich oft beobachten, wie Paare, Frauen- und Männergruppen
in Cafes oder an anderen Orten die Köpfe zusammenstecken und über
die Anderen herziehen. Dies stärkt - unmoralisch, wie es vielleicht
scheint - die Paar- oder Gruppenidentität. (Sie müssen nur mal
in ein Fußballstadion gehen und sich ein Spiel anschauen, da sehen Sie schnell,
welche gruppenspezifischen Prozesse zwischen den Fans ablaufen.)
Hieraus folgt, dass man ruhig ein bisschen lästern kann. Das macht ja auch
Spaß. Achten Sie aber darauf, dass es die Person, um die es geht, nicht
unbedingt mitbekommt. Dies würde sie verletzen. Das wäre schwerwiegend.
Denn das "Problem" liegt nicht beim Opfer, sondern in der Lästerpersönlichkeit.
Lästergrund 1: Frustabbau
Gelästert wird nämlich meistens schlicht und einfach, um Frust abzubauen.
Das Problem, das in mir selbst liegt, wird zu einem Problem des Anderen (gemacht).
Das heißt, wenn man schlecht drauf ist, sieht man plötzlich mehr und
mehr "peinliche", "hässliche" oder "blöde"
Mitmenschen in Reichweite.
Im Umkehrschluss heißt das: Je mehr jemand lästert, desto schlechter
ist er(!) drauf. Dies sollten Läster-Persönlichkeiten immer bedenken
und entsprechend über die eigenen Missstände reflektieren.
Lästergrund 2: Projektion
Manchmal lästern wir über bestimmte Mitmenschen in unserem Umfeld. Sie
haben etwas, das wir gerne hätten; darum können wir sie nicht leiden,
erfinden 1000 und mehr Gründe, um unsere Lästerei zu rechtfertigen.
Doch eigentlich sind wir nur neidisch!
Das wissen vor allem erfolgreiche Menschen. Sie sind oft negative Projektionsflächen
für missmutige Mitmenschen.
Durchschnittlich und bewusst lästern
Zwei, drei gemeinsame Lästerabende, die bewusst praktiziert werden, können
die Paar-Qualität wieder verbessern. Dies kann man auf verschiedenen Wegen
praktizieren. Vielleicht ist man Fan einer Fußball-, Handball- oder Basketballmannschaft.
Dann bietet es sich an, ein paar Spiele pro Saison live zu verfolgen - und
dabei ein bisschen zu lästern.
Da man bekanntlich auch gut über Familienangehörige lästern kann
- tun Sie es (bewusst). Aber nicht übertreiben. Irgendwann muss auch
mal Schluss sein. Extremes Lästern behindert die Persönlichkeitsentwicklung.
Man sollte sich mehr auf die Entfaltung seiner eigenen Potenziale konzentrieren.
Das ist wichtiger.
Was man als Lästeropfer bedenken sollte
Jeder Mensch wird auch mal in die Opferrolle gedrängt. Sei es, weil er "irgendwie
anders" ist oder weil er vielleicht eine Meinung vertritt, die nicht derjenigen
der Allgemeinheit entspricht. Ruckzuck ist man der Buhmann für die Gruppe.
In solchen Momenten sollte man sich bewusst machen, dass die Anderen nur ihren
Frust abbauen, vielleicht auf etwas neidisch sind oder nur von eigenen
Problemen ablenken. So gesehen tut man in seiner Opferrolle den Anderen sogar
noch einen Gefallen. Stellen Sie inneren Abstand her und lassen Sie sich nicht
provozieren.
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