Jeder hat im Laufe seines Lebens einmal mit Nervensägen zu tun, sei es privat oder beruflich. Gerade diejenigen, die jeden Tag schwierige Menschen ertragen müssen, sind nicht zu beneiden. Wie wird man eigentlich eine Nervensäge? Und vor allem: Wie geht man mit schwierigen Charakteren um?
Jeder ist eine Nervensäge
Natürlich hat jeder Mensch seine Macken. Warum hält sich dann aber in
der Regel jeder, selbst die größte Nervensäge, für normal?
Und warum sieht man die eigenen Schwierigkeiten nicht ein?
Dieses irrationale Phänomen hat mit dem angeborenen psychischen Bestreben
zu tun, ein möglichst positives Selbstbild zu haben. Die Menschheit wäre
schon lange ausgestorben, würden wir dauerhaft depressiv durchs Leben schlurfen.
Wir würden nicht konkurrieren, unsere Ernährung vernachlässigen
und die Fortpflanzung ebenso.
Die andere Seite der Medaille: Wir wollen keine eigenen Schwächen sehen,
schieben bei Konflikten automatisch dem Gegenüber die Schuld zu. Und so ist
das auch mit Nervensägen.
Als Nervensäge kommt niemand auf die Welt
Was gerade schwierige Menschen nicht sehen: Sie haben in den ersten Lebensjahren
bestimmte Strategien entwickelt, um sich an ein (meist) schwieriges Umfeld anzupassen.
Narzissten beispielsweise prägten meistens infolge von mangelhafter Anerkennung
ihren Charakter aus.
Nunmehr sind sie im Erwachsenenalter extrem auf die Anerkennung anderer angewiesen
- und merken das gar nicht. Sie müssten erkennen, dass ihr "inneres
Kind" sie innerpsychisch beeinflusst. Dann würden sie aufhören,
die Mitmenschen zu nerven.
Umgang mit Nervensägen im Beruf
Grundsätzlich sollte man schwierigen Arbeitskollegen tolerant entgegentreten.
Sie meinen uns ja nicht als Person, wenn sie uns nerven. Ihre "Charakterstacheln"
piksen schließlich jeden, ohne Ausnahme.
Wenn also der Kollege mal wieder ellenlang erzählt, wie viele Frauen er am
Wochenende abgeschleppt oder wie viel Euro er beim Einkauf gespart hat, dann denken
Sie für sich: "Ach, wieder die Leier!" - und fertig.
Sie können sogar leicht Sympathie herstellen, wenn Sie das Spiel des Anderen
bewusst ein bisschen mitspielen. Dann haben Sie den Rest der Woche Ruhe.
Umgang mit Nervensägen im privaten Bereich
Anpassung alleine reicht nicht aus, um den Anderen auf den "rechten Weg"
zu bringen. Sie gießen dadurch ja nur Öl ins Feuer. Bevor Sie Ihr Gegenüber
mit den Schattenseiten seines Charakters gut dosiert konfrontieren, müssen
Sie erst seine nervigen Eigenschaften zunächst in einem positiven Licht darstellen
("Ich finde es gut, dass du sehr genau unseren Alltag planst", oder:
"Ich finde es super, dass du so ein starkes Selbstbewusstsein hast!").
Dies führt dazu, dass eine gute Stimmung entsteht. Erst dann können
Sie ihm sagen, was genau Sie an den "Charakterstacheln" auch ein bisschen
stört. Kompromisse können nur in einer entspannten Atmosphäre geschlossen
werden. Das vorherige positive Bewerten von Eigenschaften löst beim Anderen
ein angepasstes Reflexionsvermögen aus - und dann kann man auch die
Schattenseiten thematisieren, am besten mit einer Prise Humor.
Die Wichtigkeit der Selbstreflexion
Doch natürlich sind auch Sie nicht frei von Nervensägen-Eigenschaften. Oben haben
wir festgehalten, dass selbst die größten Nervensägen meistens keinen Einblick
in ihren eigenen Charakter haben. Sie gehen ihren Mitmenschen ihr ganzes Leben
lang auf den Keks.
Starten Sie daher eine Umfrage in Ihrem Bekanntenkreis. Bitten Sie Ihre Lieben,
ein paar Anmerkungen zu Ihren "Macken" auszusprechen. Das macht zwar im ersten
Moment keinen Spaß, fördert aber die Selbsterkenntnis. Dann kann man sich selbst
ändern.
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