Selbstbewusstsein

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist das A und O des Lebens. Wer viel davon hat, hat zweifellos auch mehr Vorteile bei der Bewältigung des "ganz alltäglichen Wahnsinns". Doch unser Selbstbewusstsein ist von vielen Faktoren abhängig. Von den meisten wissen wir selbst gar nichts.

Selbstbewusstsein

Die Fesseln der Vergangenheit

Vor- und nachgeburtliche Einflüsse wirken sich auf das Selbstwertgefühl aus

Schon im Bauch der Mutter entwickelt sich das Gehirn des Embryos - und somit entwickelt sich auch schon das, was wir "Persönlichkeit" nennen. Selbstverständlich bringt jeder Säugling "von sich aus" bestimmte charakterologische Eigenschaften mit. Nun kommt es aber darauf an, wie die soziale Umwelt damit umgeht. Ist das Neugeborene erwünscht? Geht man gerne auf seine Bedürfnisse ein? Sind die Eltern oft abwesend, etwa aus beruflichen Gründen? All diese Faktoren (und noch viel mehr) können das Bild, das der Heranwachsende von sich selbst nach und nach entwickelt, nachhaltig beeinflussen. Soziale Erfahrungen bilden sich nämlich im Gehirn ab, sie bleiben ein Leben lang "aktuell". Das heißt, das Feedback, das ein Säugling/Baby wiederholt "von außen" bekommt, wird psychisch verinnerlicht; diese Erfahrungen fließen in das spätere Selbstkonzept ein.

Das Kind in uns

Wenn das Minderwertigkeitsgefühl uns zusetzt

Die frühkindlichen Erfahrungen vergisst kein Mensch. Interessanterweise sind die ersten drei Jahre in Hinsicht auf die Entwicklung des Selbst aller Wahrscheinlichkeit nach die wichtigsten - aber niemand kann sich an Erlebnisse aus diesem Zeitraum erinnern. Denn in dieser Zeit bilden sich erst diejenigen Hirnareale aus, die für das Selbstbewusstsein, Reflexions- und Sprachvermögen verantwortlich sind.
Die gemachten Erfahrungen werden also auf emotionaler Ebene abgespeichert, nicht auf der bewusst zugänglichen. So kommt es, dass uns bestimmte zwischenmenschliche Vorfälle im Hier und Jetzt völlig aus der Bahn werfen können. Vielleicht entsprechen sie solchen Konstellationen, die in unserer Kindheit einmal eine Rolle gespielt haben. Von jetzt auf gleich kann uns eine "blöde Bemerkung" oder eine Kränkung umwerfen. Dann fühlen wir uns (wieder) wie ein kleines Kind, das sich nicht wehren kann.
In solchen Momenten muss man sich sagen: "Langsam! Was sagt das emotionale Erleben gerade über mich aus?" Wer sich oft wie ein kleines Kind fühlt, interpretiert wahrscheinlich Kritik mit kindlichen Maßstäben.

Über die allgemeine Selbst- und Fremdtäuschung

Tue ich das, was ich wirklich will?

Es gibt Menschen mit geringem Selbstwertgefühl - sie führen ein Leben, das sie eigentlich gar nicht wollen. Aufgrund ihrer vorauseilenden Duckmäuserei ("Bloß nichts falsch machen und anecken!") bleiben sie stets hinter ihren Möglichkeiten zurück. Sie wissen nicht, was in ihnen selbst vorgeht, wissen nicht, welche Bedürfnisse sie eigentlich haben. Sie passen sich nur den Bedürfnissen der Anderen an.
Ein solcher "Lebensstil der Selbsttäuschung" wird von den Betreffenden meistens gar nicht erkannt, weil die Anpassung schon (seit der Kindheit) zu ihrer zweiten Natur geworden ist. Wer sich auf die Suche nach seinen wahren Bedürfnissen machen will, kann einmal eine Liste aufstellen, auf der seine gerade erfüllten Wünsche stehen, und sich außerdem fragen: "Geht es mir durch das, was ich für mich mache, wirklich gut?"

Kleine Selbstwert-Pusher

Flow und Co.

Nur für andere da sein und sein eigenes Selbst vernachlässigen - das ist ein Verrat am eigenen Leben. Betroffene können schrittweise mehr Selbstwert aufbauen. Die sogenannte Positive Psychologie hat einige Faktoren untersucht, die dem "Ich" wieder "mehr Wasser auf die Mühlen" geben. Zunächst sollte man seine Selbst-Wirksamkeit entdecken. Das funktioniert bereits durch die Erledigung von Kleinigkeiten. Mal neues Mobiliar aufzubauen oder den Haushalt bewusst zu organisieren, reicht für den Anfang schon.
Auf der anderen Seite kann man sich auch Tätigkeiten suchen, die einen nicht unter-, aber auch nicht überfordern; sie sollten eine hohe Konzentration erfordern. Solche Tätigkeiten führen dazu, das man in den sogenannten "Flow" kommt. Dies ist ein seelischer Zustand des "Fließens". Dadurch wird man glücklich. Einige Beispiele: Ein anspruchsvolles Buch lesen, Kreuzworträtsel lösen, Rasen mähen, kochen, Tagebuch schreiben.

Große Selbstwert-Pusher

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Nachweislich bringt es dem "Ich" sehr viel, wenn man etwas auf die Beine stellt, auf das man selbst und die Mitmenschen stolz sind. Soziale Anerkennung ist nicht umsonst ein echter Glücksbringer. Da jeder Mensch irgendetwas kann, sollte man sich auf die Suche nach seinen Talenten machen. Viele meinen, sie könnten dies und das nicht. Das ist meistens ein Akt der Selbsttäuschung. Sie bewerten mit kindlichen Maßstäben, vielleicht haben sie in frühen Lebensjahren einmal eine schlechte Erfahrung gemacht. Probieren Sie also möglichst viel aus. Sicherlich wird eine Tätigkeit dabei sein, die Ihnen im Nachhinein - Ihren Bedenken zum Trotz - wirklich Spaß macht. Diese können Sie dann kultivieren. In manchen steckt ein Künstler, Musiker, Schreiberling... - doch sie wissen es gar nicht. Daher gilt: Probieren geht über studieren.

Philosophische Gelassenheit

Schopenhauer, Nietzsche und Co.

Einige der großen Denker der Philosophie-Geschichte haben es uns vorgemacht - sie haben die kleinen und großen Widrigkeiten des Daseins in Kauf genommen, frönten der Gelassenheit und waren glücklicher als die Mehrheit ihrer Zeitgenossen. Von den Meisterdenkern können wir uns alle noch eine Scheibe abschneiden. Schopenhauer und Nietzsche etwa - die beiden kann man selbst als Laie noch sehr gut lesen. Sie sind Klassiker der deutschen Sprache, und ihre Aphorismen zur Lebenskunst sind in vielerlei Hinsicht nützlich. Man kann durch philosophische Reflexion mal aussteigen aus dem Alltagsstress, die Dinge "von oben" betrachten. Dann merkt man auf einmal, dass es zu allen Zeiten schon Konflikte zwischen Menschen gab. Die Folgen hieraus sind häufig: Gelassenheit und Steigerung des Selbstwerts.

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