Wer erinnert sich nicht an sein "erstes Mal"? Da der erste Sex ein geradezu fundamentaler Akt ist, bleibt er gewöhnlich ein Leben lang im Gedächtnis. Mit dem "ersten Mal" sind unsere Eltern und Großeltern oft noch verantwortungsvoller umgegangen. Die Dinge haben sich geändert...
Nostalgie vs. Realismus
Man kann unterscheiden zwischen Menschen, die die erste Liebelei idealisieren, rückblickend geradezu "verdammen" oder die Dinge realistisch sehen. Die Idealisierer zeigen mit ihrer Einstellung manchmal, welche Vorstellung sie von Liebe haben. Einfach gesagt: Es muss immer "kribbeln". Dies ist zwar unmöglich, wird aber von den Betreffenden nicht gesehen. Die Pessimisten sehen wahrscheinlich nicht ohne Grund die Geschichte ausschließlich schlecht, vielleicht wollen sie etwas verdrängen. Und die Realisten kann man nur beglückwünschen: Sie haben Recht. - Das erste Mal ist für Teenager eine sehr einschneidende Erfahrung, und im Rückblick war es dann doch nicht so "wichtig".
Und sie werden immer jünger
In den letzten Jahrzehnten wurde vor allem eins deutlich: Jugendliche erleben
das "erste Mal" immer früher. Mitte der 80er-Jahre lag der Durchschnitt
bei beiden Geschlechtern bei etwa 16,5 Jahren (die Mädchen sind tendenziell
Vorreiter).
Mittlerweile liegen wir bei etwa 14 Jahren. Das hat seine Gründe. Überall
kommen Teenager mit Sex in Berührung, vor allem durch die Mediennutzung.
Es ist heute ein Leichtes, im Internet Pornos zu finden und anzuschauen. Auf diese
Weise werden die jungen Leute für das Thema sensibilisiert.
Als "Jungfrau" in die Ehe?
Es gibt Jugendbewegungen, vor allem in den USA, die diesem Trend entgegenwirken
wollen. Da ist zum Beispiel die "No sex until marriage"-Kampagne;
sie hat einen eher streng christlichen Hintergrund. Sexualität ist in diesem
Zusammenhang zwar erlaubt, aber unabwendbar verknüpft mit der Ehe. Vorher
geht nix.
Nun ist die Ehe ja eine von Menschen erfundene Institution; und schaut man sich
das Phänomen an, so wird schnell klar: Die körperliche Leidenschaft
ist angeboren. Man kann also annehmen, dass sich die betreffenden Jugendlichen
einiges vorgenommen haben.
Geschlechtsunterschied 1 - wettbewerbsorientierte Jungen
Wie bei anderen Phänomenen, so ist auch in Hinsicht auf das "erste
Mal" ein Geschlechtsunterschied festzustellen. Viele Jungen sehen Sex als
eine Art Wettbewerb an, bei dem es darum geht, möglichst als Erster die Ziellinie
zu überqueren. Schafft ein Junge etwa mehrere One-Night-Stands pro Jahr,
erntet er in der Regel von seiner Gleichaltrigengruppe Bewunderung. Er ist cool.
Auf der anderen Seite werden Jungen, die "länger brauchen", tendenziell
bemitleidet, wenn nicht sogar belächelt. Ein solches Mobbing kann in der
Wahrnehmung des Teenagers nachteilige Auswirkungen nach sich ziehen.
Geschlechtsunterschied 2 - vorsichtige Mädchen
Mädchen sind im Allgemeinen gut damit beraten, wenn sie sich mit dem "ersten
Mal" Zeit lassen und nicht alle zwei, drei Monate weitere Abenteuer
mit anderen Jungs erleben. Weibliche Teenager werden schnell als "Schlampen"
oder "Bitches" bezeichnet, denn sexuelles Interesse spricht sich in
der Clique schnell herum.
Infolgedessen flirten die Jungen zwar häufig mit dem Mädchen (mit einer
bestimmten Absicht im Hinterkopf), aber ernsthafte Absichten haben sie selten.
Wie sollten Eltern mit dem Thema umgehen?
Manche Eltern wollen ihre Teenager vor Sexualität "beschützen".
Dahinter steckt manchmal der Wunsch, dass die Kleinen am besten nie erwachsen
werden sollen.
Das Thema sollte aber unbedingt angesprochen werden, die unterschiedlichen Vorstellungen
und Wünsche sollten thematisiert werden. Einfach sind solche Unterredungen
nicht. Aber notwendig. So kann man vorauseilend vielen Konflikten rund ums Thema
vorbeugen. In der Pubertät sollten Eltern stets Ansprechpartner bleiben,
freilich darf man nicht zu viel Offenheit seitens der Jugendlichen erwarten. Seine
Sexualität muss jeder selbst erforschen.
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