"Blondinen sind oberflächlich", "Lehrer sind spießig", "Politiker sind korrupt" - wir alle kennen entsprechende Vorurteile. Zum einen sprechen wir sie selbst voreingenommen aus, zum anderen sind wir auch mal ihre "Opfer". Woher kommen sie, und was kann man gegen sie tun?
Wir alle haben Vorurteile
Menschen denken im Alltag meistens in Schubladen. Dies gehört zur natürlichen
Arbeitsweise unseres Gehirns. Es ordnet automatisch - und ohne dass wir
es merken - alle Reize, die wir mit unseren Sinnen aufnehmen. Dadurch wird
dem Alltag Struktur verliehen. Das Schubladendenken ist also zunächst einmal
sinnvoll. Es hilft uns zu überleben.
Doch dummerweise ordnen wir auch unsere Mitmenschen in Schubladen. Und damit ist
der Weg frei für die kleinen und großen Hässlichkeiten, die wir
anderen antun. Vorurteile sind dann immer mit dabei.
Die Macht des ersten Eindrucks
Sie kennen sicher das Phänomen "anfängliche Antipathie".
Man sieht jemanden zum allerersten Mal - und kann ihn nicht ausstehen. Wir
erklären uns diesen Prozess irgendwie ("Sieht irgendwie unsympathisch
aus!"), aber diese Erklärungen gehen an der Realität vorbei. Oft
ist es nämlich so: Wir ordnen manche Personen in die falschen Schubladen
ein.
Eigentlich ist es so: Wenn jemand einen schlechten Eindruck auf mich macht, so
sagt das meistens etwas über mich und nicht über ihn aus; schließlich
ordne ich ihn ja in meine(!) Schubladen ein.
Alte Besen kehren schlecht
Vorurteile werden in der Regel nicht hinterfragt, unser Gehirn arbeitet mit dem
Material, das es in den ersten Lebensjahren gesammelt hat. Ein weiterer Grund:
Wir haben Vorurteile schon früh erlernt und halten sie für wahr, auch
weil sie emotional verankert sind. Und es gibt tausende Vorurteile, auf die wir
jeden Tag hereinfallen.
Es braucht uns zum Beispiel nur jemand, den wir nicht kennen, an eine Person von
früher erinnern, die uns übel mitgespielt hat. Intuitiv können
wir die Person, die jetzt vor uns steht, nicht leiden.
Das heißt: Das Vorurteil, das sich infolge einer sozialen Verletzung ausgeprägt
hat, sorgt nunmehr für Antipathie gegenüber bestimmten Mitmenschen mit
bestimmten Äußerlichkeiten. Nunmehr ist das Vorurteil kontraproduktiv.
Gute Vorurteile
Es gibt auch gute Vorurteile. Wenn Sie nachts durch die Stadt laufen und plötzlich
hinter Ihnen jemand aufschreit, dann müssen Sie nicht lange über Verhaltensalternativen
nachdenken. Sie reagieren automatisch, etwa infolge eines Vorurteils wie "Wenn
du in der Dunkelheit alleine unterwegs bist, passiert dir etwas Schlimmes!"
Anderes Beispiel: Sie fahren zu schnell mit dem Fahrrad und stürzen. Schnell
kommen Sie zu dem Vorurteil: "Mit dem Rad zu schnell fahren, das ist gefährlich."
Und in Zukunft werden Sie sich am Riemen reißen.
Hier haben wir also zwei Vorurteile, die Ihnen dabei helfen, zu überleben.
Schlechte Vorurteile
Doch die Nachteile von Vorurteilen überwiegen. Zwischen benachbarten Dörfern,
Städten, Bundesländern und Staaten gab es und wird es immer wieder Reibereien
geben, und zwar nur aufgrund von Vorurteilen. Ein Krieg etwa, der ganze Nationen
in den Wahnsinn treibt, hat noch Generationen später Auswirkungen -
weil er sich in Vorurteilen in den Köpfen der Kinder fortsetzt. Ein weltweit
bekanntes Phänomen.
Rassismus ist mit Abstand die schlimmste Folge von Vorurteilen. Trifft ein Rassist
auf einen Angehörigen der "Feindgruppe", wird letzterer nicht
als Mensch wahrgenommen, sondern als "Anderer", als "Feind",
der alle negativen Voreingenommenheiten in sich vereinigt.
Über den Umgang mit Vorurteilen
Vertrauen Sie nicht auf Ihren ersten Eindruck. Achten Sie auf Ihre vorauseilende
Tendenz, sich schnell ein Bild vom Anderen zu machen. Da Abstand und Unkenntnis
Vorurteile verstärken, sollten Sie mit jemanden, den Sie nicht kennen, immer
erst reden. Vorurteile lassen sich durch persönlichen Kontakt abbauen.
Wenn Sie häufig Opfer von negativen Vorurteilen sind, dann machen Sie sich klar:
Die Anderen meinen nicht Sie als Person. Sie lösen nur diejenigen Vorurteile aus,
die in den Anderen(!) verortet sind. Bleiben Sie daher entspannt.
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