Messie

Das Wort "mess" stammt aus dem Englischen; es heißt übersetzt "Unordnung". Der Begriff beschreibt schon im Ansatz das innere und äußere Chaos, das eine Person mit dem Messie-Syndrom häufig offenbart. Mit Verwunderung beziehungsweise Kopfschütteln reagieren wir auf die Bilder aus völlig verwahrlosten Wohnungen, die offensichtlich aus allen Nähten platzen. Was sind die Ursachen des Messie-Syndroms? Was kann man als Betroffener dagegen tun?

Messie

Erscheinungsbild

"Ameisen im Kopf, fehlende Strukturen im Umfeld"

Das Messie-Syndrom wird schrittweise zum Problem, es kommt auf die Lebensumstände an. Messies sind meistens innerlich getrieben. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist relativ kurz. Dies führt dazu, dass unvermeidliche Alltagsangelegenheiten zwar angegangen, aber nicht abgeschlossen werden. Das Geschirr bleibt ungespült stehen, der Mülleimer quillt über, leere Flaschen sind in der ganzen Wohnung verteilt. Der Betreffende kann außerdem nichts entsorgen. Langsam wächst ihm die Sache über den Kopf.

Ursache 1

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom inklusive Hyperaktivität)

Die oben erwähnte kurze Aufmerksamkeitsspanne sorgt dafür, dass der Betreffende nicht konzentriert bei einer Sache bleiben kann. Eine Ursache hierfür ist meistens gleichzeitig ein ausgeprägtes ADHS.
Daher bringt es auch nicht viel, die Betreffenden dazu anzuhalten, "sich jetzt endlich mal zusammenzureißen." Gerade das ist ja nicht möglich.

Ursache 2

Geiz und Zwanghaftigkeit

Die Unfähigkeit, sich von Dingen zu trennen, auch von völlig wertlosen und unsinnigen, basiert auch hin und wieder auf einem sogenannten zwanghaften Persönlichkeitsstil. Die Betreffenden haben meistens gelernt, dass Sparen und Besitz fundamental wichtig sind. Wenn diese Einstellung sich von selbst verstärkt, führt dies zu irrationalem Geiz, der in Augen der Mitmenschen nicht nachzuvollziehen ist.

Ursache 3

Frustrationen in der Kindheit

Eine weitere mögliche Grundlage des Messie-Syndroms ist fehlende Zuneigung, Bindung und Liebe in der Kindheit. Vielleicht wurde der Betreffende materiell gut versorgt, aber es haperte an der emotionalen Bindung.
Dieses Thema kann manchmal das Hier und Jetzt beeinflussen. Fehlende Zuneigung kann dadurch (notdürftig) kompensiert werden, indem man Materielles (als Liebesersatz) hortet.

Folgen

Der Teufelskreis

Langsam, aber sicher geraten Messies in einen Teufelskreis, der meistens in einer sozialen Isolation endet. Der Betreffende empfindet irgendwann eine gewisse Ohnmacht dem äußeren Chaos gegenüber. Hygienische Probleme kommen meistens hinzu, vor allem dann, wenn sich der Haushaltsmüll in der Wohnung stapelt.
Nicht selten gesellen sich im Endstadium Depression, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch hinzu. Und spätestens dann ist psychologische Hilfe angesagt.

Therapie

Förderung der Selbstregulation

Schrittweise wird der Betreffende auf dem Weg zu mehr Selbstkompetenz gefördert. Doch dieser Prozess ist längerfristig angelegt. Der Alltag wird gemeinsam strukturiert. Beratung und Therapie setzen sich zum Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu sein. Therapeuten unterstützen den Ablauf bei Bedarf mit Medikamenten (etwa im Falle von Depression oder ADHS).
Kleine Erfolge (Müll entsorgen, Wohnungsputz) werden positiv verstärkt.

Tipps für Betroffene

Die Angehörigen einbeziehen

Im Falle des Messie-Syndroms zeigt sich mal wieder, wie knifflig psychische Störungen sind. Betreffende meinen nämlich bis zu einem gewissen Punkt, an dem der Leidensdruck nicht mehr auszuhalten ist, sie seien "völlig normal". Vielmehr wird das Umfeld am Anfang des Teufelskreises sogar attackiert, sollte es Kritik an der Sammelleidenschaft oder am unstrukturierten Auftreten äußern.
Angehörige müssen also ein gewisses Fingerspitzengefühl aufbringen. Eine Mischung aus Hilfe, Anpassung und Konfrontation kann hilfreich sein.

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