Wer im Alltag dort eingreift, wo Unrecht geschieht, der zeigt Zivilcourage. Er tritt dann in der Regel für humane, gesellschaftliche Werte ein und riskiert dabei seine körperliche Unversehrtheit. Doch nicht viele Menschen zeigen Zivilcourage.
Definition Zivilcourage
Viele Menschen überschätzen sich in Hinsicht auf das Thema Zivilcourage
maßlos. Nach Studien meinen viele, sie würden sich bei Prügeleien
einmischen, dem Unterlegenen helfen oder aber auch auf die Straße gehen,
wenn die "da oben" (gemeint sind die Politiker) "es" übertreiben
mit dem Regieren. Fakt ist: Nur eine Minderheit zeigt tatsächlich Zivilcourage.
Zivilcourage zeigen - das heißt ganz allgemein: für die bürgerlichen
Werte einstehen, für die Erhaltung unserer Umwelt, Schwächeren zu helfen
und dabei auch etwas riskieren.
Persönlichkeitsmerkmale und Zivilcourage 1 - Die "Anpasser"
Sozialpsychologen führen sehr viele interessante Forschungsprojekte durch,
in denen sie das Alltagsverhalten von ganz normalen Bürgern untersuchen.
Bekannt sind diejenigen, in denen Menschen etwa "blutverschmiert"
(mit Kunstblut) in Fußgängerzonen liegen und sich vor Schmerzen krümmen.
Beobachtet wird dann meistens, wie die soziale Umwelt reagiert.
In der Regel laufen die meisten vorbei, einige helfen. Fragt man die zahllosen
"Duckmäuser", warum sie wegschauen, wird häufig geantwortet:
"Keine Zeit!", "Nicht wahrgenommen!" oder: "Kein
Kommentar!" Tja, nicht nur diese Studien zeigen, dass die Masse eben "träge"
ist, das heißt, eben aus Angepassten besteht, die "einfach nur"
ihre Ruhe haben wollen.
Persönlichkeitsmerkmale und Zivilcourage 2 - Die "Aktiven"
Diejenigen, die einschreiten, anderen beistehen, tun dies häufig ganz automatisch, sie müssen gar nicht lange darüber nachdenken. Im Nachhinein sagen die Betreffenden dann: "Ich musste es einfach tun!" Natürlich steckt noch weitaus mehr Psychodynamik und Motivation hinter Zivilcourage. Einige haben Zivilcourage von den eigenen Eltern vorgelebt bekommen und haben infolgedessen einen entsprechenden Gerechtigkeitssinn entwickelt. Andere leiden spontan mit den Opfern mit, sind also "mitleidsempfänglich" und helfen dann intuitiv.
Zivilcourage - Positive Folgen
Die positive Folge einer "geglückten" Zivilcourage-Aktion ist:
Der Betreffende fühlt sich einfach gut. Er (oder sie) hat eine wertvolle
Tat vollbracht. Alleine schon der Dank, ein ehrliches Lächeln des anderen
- das reicht schon aus, um die Glückshormone "sprudeln"
zu lassen. So eine Aktion wirkt nach, und zwar wochenlang.
In solchen Situationen wird einem mal wieder bewusst, dass sich das Gute letztlich
doch lohnt!
Zivilcourage - Negative Folgen
Doch nicht immer geht das Ganze gut aus. Wie beim bekannten "Fall Brunner"
beispielsweise. Der Manager in mittleren Lebensjahren wurde beim Versuch, Jugendliche
zu schützen, von drei Tätern totgeschlagen. Mitten am Tag, an einer
belebten S-Bahn-Station!
Im Falle von Körperverletzungen etwa, die man selbst erleidet, schwindet
bei vielen Menschen, die bis dato zur Zivilcourage tendierten, ihr Gerechtigkeitssinn.
Zukünftig, so sagt man sich, geht man weiter.
Was ist das richtige Maß?
Expertinnen und Experten sind sich einig: Jeder sollte Zivilcourage zeigen -
und dabei möglichst seine physische und psychische Unterversehrtheit nicht
gefährden. Das heißt, ich muss nicht unbedingt zwischen zwei Schläger
springen und versuchen zu schlichten. Aber mit dem Handy die Polizei rufen, das
wird wohl immer möglich sein.
Wenn man im Alltag selbst in eine brenzlige Situation gerät (Stichwort: Gewaltverbrechen
in öffentlichen Verkehrsmitteln), dann sollte man Menschen in unmittelbarer
Reichweite ansprechen - und dann ist Zivilcourage häufig auch möglich.
Die erwähnten Vorgehensweisen sollten schon zum "Inventar" eines
mündigen Bürgers gehören.
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